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'Die Revolutionskriege '
 
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Die Revolutionskriege

Vor ihrer Auflösung hatte die Constituante auf Antrag Robespierres beschlossen, ihre Mitglieder sollten nicht in die neue, Gesetzgebende Nationalversammlung wählbar sein. Diese Maßnahme hat dann dazu geführt, dass die Rechtsgruppierungen in diesen Ansätzen eines frühen Parteiwesens, auf das die Kriterien moderner Parteistrukturen natürlich noch nicht angewandt werden dürfen, an Einfluss verloren, während die Linksgruppierungen an Bedeutung zunehmend gewannen. Diese Entwicklung verlief auf Kosten der monarchisch eingestellten Feuillants und steigerte zunächst besonders die Macht der in der Assembleé Législative führenden Girondisten, die in Roland, Vergniaud und Brissot bedeutende Köpfe hatten und schon mit dem Gedanken zu spielen begannen, die Monarchie womöglich durch die Republik zu ersetzen. Daneben aber stieg auch die Partei der radikal-republikanischen Montagnards - so genannt, weil sie auf den höchsten Bänken des Sitzungssaals, also auf dem "Berg", saßen - bedrohlich auf, und ihre Führer, Männer wie Desmoulins, Danton, Marat und Robespierre, wussten die allgemeine Aufmerksamkeit mehr und mehr auf sich zu lenken. Und innerhalb der Bergpartei zeichneten sich auch schon jene mit den Namen Dantons und Robespierres verknüpften Extremgruppen, nämlich die Klubs der Cordeliers und Jakobiner ab, die die Revolution schon bald auf ihren Höhepunkt treiben sollten. Aber zunächst bestimmten die Girondisten ihren Charakter, wobei sie gleichzeitig auch einen politischen Weg einschlugen, der im Frühjahr 1792 zum bewaffneten Konflikt des revolutionären Frankreich mit Österreich und Preußen und damit zur kriegerischen Konfrontation der Revolution mit den Mächten des alten Europa geführt hat.

Es lag im Wesen der neuen Ideen der Revolution, dass sie über Frankreich hinaus auf Europa ausstrahlten, wo sie mit der konservativen Welt in einen Prinzipienstreit gerieten, der Kriegsgefahren in sich barg. Zwar hatten die Regierungen der europäischen Mächte den Ausbruch der großen Umwälzung nicht ungern gesehen, weil er eine Schwächung Frankreichs zur Folge hatte, die England in einem Handelskonflikt mit Spanien und den drei Oststaaten Österreich, Preußen und Russland in Polen, das in den Jahren 1793 und 1795 seine zweite und dritte Teilung über sich ergehen lassen musste, freie Hand ließ. Alsbald aber musste man erkennen, dass die schnell fortschreitende Entmachtung des französischen Königtums eine Gefahr für die konservative Welt Europas bedeutete. Doch blieben die osteuropäischen Interessen Preußens, Österreichs und Russlands zunächst so vorherrschend, dass die zugunsten Ludwigs XVI. abgegebene Erklärung, die Kaiser Leopold II. und Friedrich Wilhelm II. von Preußen am 27. August 1791 von Pillnitz aus an die Welt richteten, trotz ihres drohenden Untertons, einen rein defensiven Charakter trug. Allerdings wurde sie von den französischen Emigranten sofort im Sinne ihrer Wünsche entstellt, ein Umstand, den die Kriegspartei in Frankreich propagandistisch auszunutzen verstand.

Während des sog. 1. Koalitionskriegs erklärte Frankreich am 20. April 1792 Österreich den Krieg. Eine hastig durchgeführte Invasion nach Belgien hinein misslang jedoch aufgrund einer unzureichenden Mannschaftsstärke der französischen Armee. Die Preußen, die sich Österreich angeschlossen hatten, vertrieben daraufhin die Franzosen aus Longwy und Verdun. Französische Truppen unter dem Oberbefehl von Kellermann und Dumouriez konnten die Preußen jedoch bei Valmy durch die berühmte mehrstündige Kanonade von Valmy zum Rückzug zwingen, was einen Wendepunkt des 1. Koalitionskrieges bedeutete. Die französischen Revolutionsarmeen gingen von da an zur Offensive über und besiegten die Truppen der anti-revolutionären Allianz. Goethe sagte über dieses Ereignis: "Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen." (Gemälde von Jean-Baptiste Mauzaisse, 1835)

Quelle: www.histoire-image.org/site/rech/chrono.php

Auch das Bündnis von Reichenbach [1] vom Jahre 1790 zwischen Preußen und Österreich war, angesichts seines sowohl gegen Russland wie gegen Frankreich anwendbaren Charakters, durchaus defensiver Natur gewesen, war aber in Frankreich schon zur Entfachung einer Kriegspsychose benutzt worden. Denn dort wollte die Partei der Gironde den Krieg, um das Volk von den inneren Schwierigkeiten abzulenken und die Revolution aus dem drohenden Absinken in Überdruss und Apathie herauszureißen. Der Gironde, deren Vertreter Brissot einen entscheidenden Einfluss auf die Außenpolitik besaß, gehörten damals die Sympathien der französischen Nation, weil die Mehrheit des Volkes trotz der Allianz von 1756 noch immer Österreich hasste, eine Stimmung, die sich ausgesprochen gegen Marie Antoinette [2] , die "Autrichienne" richtete. Auch Ludwig XVI. stimmte dem Kriege zu, da er sich von ihm eine Verbesserung seiner Lage erhoffte, ganz gleich, ob die Entscheidung für oder gegen sein Land fallen sollte. So sprach in Frankreich alles für den Kampf, für einen Krieg, den Frankreich am 20. April 1792 an den "König von Böhmen und Ungarn" erklärte, während sich andererseits Preußen sofort auf die Seite Österreichs stellte. Damals ist in Straßburg, als Kriegsgesang für die französische Rheinarmee gedacht, die "Marseillaise [3] " entstanden, die seitdem zur Nationalhymne der Franzosen geworden ist. - Ein blutiger Wettstreit der weltanschaulichen Prinzipien war jetzt eröffnet, der erst 23 Jahre später sein endgültiges Ende finden sollte, nachdem er in seinem Verlauf die Welt verändert hatte.

Rouget de Lisle bei der Komposition der Marseillaise. Gemälde von Auguste Pinelli (um 1875)

Quelle: www.histoire-image.org/site/rech/chrono.php

Anfänglich verliefen die militärischen Operationen für Frankreich sehr unglücklich. Die preußisch-österreichischen Heere brachen in den Nordosten des Landes ein, und es sah so aus, als würde der Herzog von Braunschweig, der Oberbefehlshaber der verbündeten Armee, sein am 25. Juli gegen die Revolutionsmänner gerichtetes Drohmanifest in Paris verwirklichen können. Da brachte die Kanonade von Valmy am 20. September 1792, die den Rückzug der Preußen zur Folge hatte, die entscheidende Wendung. Dieser strategische Erfolg gab den französischen Heeren das gesunkene Selbstvertrauen wieder; die leidenschaftlichen Aufrufe, in denen Danton [4] an das neugeborene Nationalgefühl der Revolution appellierte - vor allem die berühmte Erklärung vom 11.Juli "Das Vaterland ist in Gefahr!" -, entzündeten die patriotische Begeisterung, und die Franzosen leisteten der von dem Kriegsminister Carnot im Folgejahr - am 23. August 1793 - verkündeten "Levée en masse" so zahlreich Folge, dass Frankreich schon nach einiger Zeit 14 Armeen an seinen Grenzen stehen hatte. Die aus der Revolutionsbewegung erwachsene Idee der allgemeinen Wehrpflicht [5] , verbunden mit einer ganz neuartigen strategischen und taktischen Kriegführung, ließ diese Heere ihren Gegnern rasch als so überlegen erscheinen, dass sie sich alsbald in die Lage versetzt sahen, ihre suggestiven Schlagworte wie Gewinnung der "natürlichen Grenzen" (d.h. vor allem der Rheinlinie), "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" und "Befreiung der Unterdrückten" in andere Länder hineinzutragen. Die neuartige humanitäre Ideologie dieser sich kosmopolitisch gebenden Revolution nahm die Form einer militärischen Offensive an, die gegen das konservative Europa gerichtet war und zuerst Deutschland traf.

La Marseilleise

1. Allons enfants de la Patrie,
Le jour de gloire est arrivé !
Contre nous de la tyrannie,
L'étendard sanglant est levé, (bis)
Entendez-vous dans les campagnes
Mugir ces féroces soldats ?
Ils viennent jusque dans vos bras
Egorger vos fils et vos compagnes !

Refrain
Aux armes, citoyens, Formez vos bataillons,
Marchons, marchons ! Qu'un sang impur
Abreuve nos sillons !

2. Que veut cette horde d'esclaves,
De traîtres, de rois conjurés ?
Pour qui ces ignobles entraves,
Ces fers dès longtemps préparés ? (bis)
Français, pour nous, ah ! quel outrage
Quels transports il doit exciter !
C'est nous qu'on ose méditer
De rendre à l'antique esclavage! Refrain

3. Quoi ! des cohortes étrangères
Feraient la loi dans nos foyers !
Quoi ! ces phalanges mercenaires
Terrasseraient nos fiers guerriers ! (bis)
Grand Dieu ! par des mains enchaînées
Nos fronts sous le joug se ploieraient
De vils despotes deviendraient
Les maîtres de nos destinées! Refrain

4. Tremblez, tyrans et vous perfides
L'opprobre de tous les partis,
Tremblez ! vos projets parricides
Vont enfin recevoir leurs prix ! (bis)
Tout est soldat pour vous combattre,
S'ils tombent, nos jeunes héros,
La terre en produit de nouveaux,
Contre vous tout prêts à se battre! Refrain

5. Français, en guerriers magnanimes,
Portez ou retenez vos coups !
Epargnez ces tristes victimes,
A regret s'armant contre nous. (bis)
Mais ces despotes sanguinaires,
Mais ces complices de Bouillé,
Tous ces tigres qui, sans pitié,
Déchirent le sein de leur mère! Refrain

6. Amour sacré de la Patrie,
Conduis, soutiens nos bras vengeurs
Liberté, Liberté chérie,
Combats avec tes défenseurs ! (bis)
Sous nos drapeaux que la victoire
Accoure à tes mâles accents,
Que tes ennemis expirants
Voient ton triomphe et notre gloire! Refrain

7. Nous entrerons dans la carrière
Quand nos aînés n'y seront plus,
Nous y trouverons leur poussière
Et la trace de leurs vertus (bis)
Bien moins jaloux de leur survivre
Que de partager leur cercueil,
Nous aurons le sublime orgueil
De les venger ou de les suivre. Refrain

Quelle: Text [6] / Abbildung [7]