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'Der Ausbruch der Revolution '
 
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Der Ausbruch der Revolution

Am 24. Januar 1789 wurde ein königliches Edikt erlassen, das die Wahl der Abgeordneten zu den Reichsständen regelte. Danach erfolgte sie durch Wahlmänner; das Zahlenverhältnis der Stände sah so aus, dass auf je 300 Vertreter der beiden ersten insgesamt 600 des Dritten Standes kamen. Als die Versammlung der Generalstände am 5. Mai 1789 feierlich von Ludwig XVI. eröffnet wurde, war es also von entscheidender Wichtigkeit, ob die Tagungen und die Abstimmungen nach Ständen oder Köpfen abgehalten werden sollten, weil es davon abhing, ob den Privilegierten oder dem Dritten Stand bei den bevorstehenden Beratungen das Schwergewicht zukommen würde.

"Qu'est-ce que le Tiers-Etat ? Le plan de cet Ecrit est assez simple. Nous avons trois questions à nous faire:

1. Qu'est-ce que le Tiers-Etat ? Tout.
2. Qu'a-t-il été jusqu' à présent dans l' ordre politique ? Rien.
3. Que demande-t-il ? A y devenir quelque chose.
On verra si les réponses sont justes. Nous examinerons ensuite les moyens que l' on a essayés, et ceux que l'on doit prendre, afin que le Tiers-Etat devienne, en effet, quelque chose. Ainsi nous dirons :
4. Ce que les Ministres ont tenté, et ce que les Privilégiés eux-mêmes proposent en sa faveur.
5. Ce qu'on aurait dû faire.
6. Enfin, ce qui reste à faire au Tiers pour
prendre la place qui lui est due."

Quelle: visualiseur.bnf.fr/Visualiseur

Zunächst fanden auch die Tagungen nach Ständen getrennt statt. Jedoch verlangte der Dritte Stand von vornherein gemeinschaftliche Beratungen. Als diese Forderung auf den Widerstand des Königs stieß, erklärte sich der Dritte Stand auf den Vorschlag des Abbé Sieyès [1] hin, der in seiner berühmten Schrift [2] "Was ist der Dritte Stand?" soeben dessen politische Wesenbestimmung vorgenommen hatte, am 17. Juni 1789 zur "Nationalversammlung" (Assemblée Nationale [3] ) und lud die beiden anderen Stände zur Teilnahme ein. Der Eid im Ballspielhaus [4] , durch den die Abgeordneten des Dritten Standes am 20. Juni schworen, nicht eher auseinanderzugehen, als bis sie Frankreich eine Verfassung gegeben hätten, ergänzte den revolutionären Akt des 17. Juni ebenso wie vor allem die am 23. Juni durch Mirabeau ausgesprochene Zurückweisung des königlichen Befehls, wieder zu getrennten Ständeversammlungen zurückzukehren. Als der König nachgab und daraufhin sich die beiden ersten Stände am 27. Juni mit dem Dritten zur Konstituierenden Nationalversammlung vereinigten, wodurch die "Reichsstände" in ihrer alten Form zu existieren aufgehört hatten und ihre Rechte auf die Assemblée Constituante [5] (1789-1791) übergingen, hatte die Revolution einen ersten entscheidenden Sieg über die alten Mächte errungen.

Der Ballhausschwur (Serment du Jeu de Paume) am 20. Juni 1789. Gemälde von Jacques-Louis David. Es handelt sich um den Eid der Nationalversammlung, sich nicht vorher zu trennen, bis eine neue Verfassung ausgearbeitet ist.

Quelle: www.histoire-image.org/site/rech/chrono.php

Dieser Erfolg ist durch die welthistorischen Tage des Bastillesturmes [6] am 14. Juli 1789 und des Aufstandes in Paris vom 5. Oktober 1789, der zur Überführung der königlichen Familie von Versailles nach Paris in die Tuilerien führte, zum definitiven Triumph der Nationalversammlung über die alte Monarchie gesteigert worden. Den Siegen der Revolution auf der Straße traten die großen konstituierenden Akte der Nationalversammlung wie die Aufhebung des Feudalsystems und die Abschaffung der Standesprivilegien in der denkwürdigen Nacht [7] vom 4. zum 5. August, sowie die auf Lafayettes [8] Antrag erfolgte "Erklärung der Menschenrechte [9] " am 26. August 1789 als die weltgeschichtlichen Unverlierbarkeiten dieses großen Jahres gleichrangig zur Seite. Gleichzeitig aber zeigten auch die auf den Bastillesturm hin in mehreren Provinzen ausbrechenden Bauernaufstände des August 1789 - eingegangen in die Geschichte als die "grande peur", verbunden mit der Zerstörung von Schlössern und Archiven und den Beginn der Emigration auslösend - schon an, dass die Revolution der Constituante [10] zu entgleiten und in radikaleres Fahrwasser zu geraten drohte.

Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 in einem Gemälde von Jean-Pierre Houel, (1735-1813).

Quelle: fr.wikipedia.org/wiki/Image:Dessin_prise_de_la_Bastille_petit.jpg (03.01.2005)

In dieser Zeit fand die Nationalversammlung in Riquetti Graf von Mirabeau [11] eine geniale staatsmännische Persönlichkeit, die dieser ersten Phase der Revolution weitgehend ihren Stempel aufgedrückt hat. Obwohl Mirabeau, der ein sehr bewegtes und vielfach im Konflikt mit der bestehenden Ordnung verlaufenes Leben verbracht hatte, ehe er durch die Revolution zu einem berühmten Manne wurde, der Aristokratie entstammte, widmete er seine Kräfte doch ganz der Sache des Dritten Standes, zu dessen glänzendem Wortführer er rasch wurde. Gleichzeitig aber versuchte Mirabeau auch die Monarchie zu erhalten und einen Ausgleich zwischen der Krone und dem Dritten Stande herbeizuführen, um durch ein wirklich im Volke verankertes Königtum das Land vor den immer gefährlicher anbrandenden Wogen der radikalen Revolution zu retten. Doch verliefen die Verhandlungen zwischen Mirabeau und Ludwig XVI. im Jahre 1790 erfolglos, weil der ewig schwankende König - unter dem Einfluss der um Marie Antoinette gescharten Privilegierten stehend - sich echten Zugeständnissen schließlich doch versagte, so dass bei Mirabeaus Tod am 2. April 1791 abzusehen war, dass Frankreich noch in chaotische Zustände stürzen würde.