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'Das Ende des Direktoriums'
 
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Das Ende des Direktoriums

Mit dem Abschluss dieser zweiten Phase der Französischen Revolution war ihr Höhepunkt überschritten, und das letzte, von 1794 bis 1795 reichende Jahr der Konventsherrschaft bereitete jene dritte, wieder gemäßigte Phase vor, die unter dem Zeichen des Direktoriums [1] stand (1795-1799) und bestrebt war, die Exzesse der großen Umwälzung abzubauen, ihre konstruktiven Ergebnisse aber in die Zukunft hinüberzuretten. Bevor der Konvent 1795 auseinander ging, verkündete er eine neue Verfassung, die sogenannte Direktorialverfassung. Neu an ihr war, dass sie der Aufzählung der Menschenrechte eine Liste der Pflichten des Bürgers hinzufügte. Aber sie knüpfte andererseits auch an die Anfänge der Revolution an, indem sie das allgemeine Stimmrecht beseitigte und sowohl das Zensussystem wie den indirekten Wahlmodus wieder einführte. Die Volksrepräsentation stellte sich jetzt nicht mehr in einer, sondern in zwei Kammern dar, sich aufgliedernd in einen aus 250 Abgeordneten bestehenden "Rat der Alten" und einen "Rat der 500", beide in Permanenz tagend. Die vollziehende Gewalt übte ein fünfköpfiges Direktorium aus, das für die äußere und innere Sicherheit verantwortlich war und die Armee befehligte. Die Wahl der Direktoren erfolgte durch den Rat der 500 auf 5 Jahre. Im Falle der Gefahr konnte das Direktorium für zwei Tage Sondermaßnahmen verfügen.

Der "Rat der 500" tagte zunächst in den Tuilerien im alten Saal der Constituante (sog. salle de manège), bevor er 1798 in das Palais Bourbon umzog (Musée Carnavalet, Paris).

Quelle: revolution.1789.free.fr/page-11.htm

Dieses Direktorium hat Frankreich allmählich wieder in geordnetere innenpolitische Zustände hineingeführt, wobei es ihm gelang, sich gegen Bedrohungen des neuen, gemäßigt republikanischen Staatswesens sowohl von rechter, royalistischer, wie von linker, jakobinischer Seite, wie auch aus den eigenen Reihen zu schützen. Denn der royalistische Aufstand des 13. Vendémiaire (5.X.1795) konnte ebenso niedergeschlagen werden wie die Verschwörung des Gracchus Babeuf von 1797 und schließlich auch der Staatsstreich vom 18. Fructidor des Jahres V (4.X.1797). Auf diese Weise wusste die neue Regierung die wiederhergestellte innere Ruhe eines Staatswesens zu sichern, das nach wie vor in dem großen Krieg gegen das alte Europa lag und diesen auch mit steigendem Erfolg zu führen verstand.

Nom RépublicainNom grégorien
PluviôseJanvier
Ventôse Février
Germinal Mars
Floréal Avril
Prairial Mai
Messidor Juin
Thermidor Juillet
Fructidor Août
Vendémiaire Septembre
Brumaire Octobre
Frimaire Novembre
Nivôse Décembre

Internetquelle [2]

Denn gleich nach Valmy hatte jene Entwicklung eingesetzt, in deren Verlauf die französischen Heere nach Belgien und an den Mittelrhein vorgedrungen waren, die sie später Oberitalien und Spanien betreten ließ und die überall verbunden war mit der Errichtung von Tochterrepubliken, die dem Frankreich der Großen Revolution Untertan waren. Das Streben nach erneuter Vormachtstellung offenbarte sich augenscheinlich. Wieder bildete sich jene allgemeine europäische Koalition zur Erhaltung des Gleichgewichtes, an der einst Ludwig XIV. gescheitert war. Die Festsetzung der Franzosen in Belgien und Holland, wo man Antwerpen zur Flottenbasis machte, schmiedete dieses Bündnis zusammen. Jetzt erkannte der Leiter der englischen Politik, William Pitt [3] der Jüngere, nämlich, dass die bisherige Neutralität des Inselreiches, angesichts der Bedrohung der von England so eifersüchtig bewachten Seeflanke des Kontinents durch Frankreich, nicht mehr länger aufrechtzuerhalten sei. Großbritannien trat als kriegführende Macht an die Spitze der antifranzösischen Koalition und erweiterte den Revolutionskrieg zum Weltkampf des Ersten Koalitionskrieges (1793-97), der in allen von Europäern besiedelten Überseegebieten ausgefochten wurde. Gleichzeitig kämpfte es zur See gegen Frankreich und unterstützte alle festländischen Gegner der Revolution und Napoleons bis zum Zusammenbruch Frankreichs im Jahre 1815 mit unerschöpflichen Hilfsgeldern und schließlich auch mit Armeen.

Napoleon I. in seinem Arbeitszimmer. Gemälde von Jacques-Louis David aus dem Jahre 1812 (The National Gallery of Art, Washington, D.C.)

Quelle: www.ibiblio.org/wm/paint/auth/david/

So hat sich damals die alte Rivalität zwischen England und Frankreich wieder zu erbarmungslosem Kampf gesteigert, zu einem Kampf, den Napoleon [4] als ein Erbe der Revolution vorfand und den er als das Schicksal begriff, das es zu meistern galt. - Schon die Erste Republik konnte große Erfolge verbuchen. Preußen, dessen Aufmerksamkeit nach wie vor besonders auf Polen gerichtet blieb, trat 1795 im Baseler Frieden von der allgemeinen Koalition gegen Frankreich zurück und bezog einen großen Teil der deutschen Kleinstaaten in diese Abmachung mit ein. Als Preis für die Neutralität Norddeutschlands gestand es Frankreich im Prinzip die Abtretung des linken Rheinufers zu. Österreich zog sich unter dem Eindruck der gewaltigen Schläge, die ihm der junge Napoleon Bonaparte (geboren am 15. August 1769 zu Ajaccio auf Korsika, gestorben am 5. Mai 1821 auf St. Helena) 1796 und 1797 in Italien zufügte, zwei Jahre später aus dem Kampfe zurück, als es im Frieden von Campo Formio [5] 1797 die Lombardei abtrat, wofür es die Republik Venedig einhandelte, die Niederlande Frankreich überließ und sich insgeheim ebenfalls zur Abtretung des linken Rheinufers bereit fand. Die endgültige Regelung dieser Frage blieb aber dem Kongress von Rastatt (1797-99) vorbehalten, auf dem die Beziehungen des Reiches zur französischen Republik geklärt werden sollten.

So stand England schließlich als einziger Gegner weiterhin mit der Republik im Krieg. Da eine Landung auf der Insel unmöglich erschien und der traditionsgegebene Einmarsch der Franzosen in Hannover infolge der Baseler Abmachungen nicht in Frage kam, sah sich der junge General Bonaparte gezwungen, den Krieg über Europa auszudehnen und im Weltmaßstab zu führen. Diese Absicht bestimmte ihn, als er 1798/99 versuchte, den bedeutenden englischen Levantehandel lahmzulegen und in Ägypten eine Erneuerung der überseeischen Kolonialpolitik anzustreben, auf die Frankreich seit Plassey und Quebec hatte verzichten müssen, womit er zugleich auf eine Erschütterung der englischen Machtstellung in Indien abzielte. Doch zeigte es sich, dass seine Pläne zu weit gesteckt waren; denn die Engländer bewiesen 1798 bei Abukir den französischen Admirälen ihre seemännische Überlegenheit. Gleichzeitig kam in Europa auf Betreiben Englands eine neue Koalition zustande, deren aktivstes Mitglied Zar Paul I. von Russland war. Zwar war die Gefahr, in die die von dem russischen General Suworow zum Teil glänzend geführten Armeen der Verbündeten die französische Republik im Verlauf des Zweiten Koalitionskrieges [6] (1799-1801) brachten, so gut wie gebannt, als Bonaparte 1799 wieder in Europa erschien. Aber die entscheidende Wendung trat doch erst durch die Schlacht von Marengo [7] am 14. Juni 1800 ein.

Die Schlacht von Marengo am 14. Mai 1800 bedeutete eine entscheidende Wendung des 2. Koalitionskrieges zugunsten Frankreichs.

Quelle: aigleconquerant.free.fr/index.htm (Unter diesem Link sind zahlreiche weitere Bilddokumente zu Napoleon abrufbar)

Dieser Sieg Bonapartes über die österreichische Armee auf dem Hauptkampfschauplatz Oberitalien, der den Zweiten Koalitionskrieg zugunsten der Republik entschied, verlieh Napoleon die Macht über Frankreich endgültig, weil er nachträglich den Staatsstreich vom 18. Brumaire [8] gleichsam rechtfertigte. - Wenn die Revolution eine neue Form der Wirtschaft und Gesellschaft geschaffen hatte, so war es die Armee, welche diese Ordnung sicherte und ihr Dauer verlieh, als sie in der Gestalt Napoleons die Revolution durch die Diktatur bändigte. Damals, am 9. und 10. November 1799, wurde das Direktorium, das sich längst die Verachtung der Armee zugezogen hatte, von Napoleon Bonaparte aufgelöst und durch das Konsulat [9] ersetzt. Bei seinem Staatsstreich handelte Napoleon im Einverständnis mit einem Teil des Direktoriums selbst, mit Vertretern des Rates der Alten und des Rates der 500 und trieb die übrigen Mitglieder der zweiten Kammer mit Gewalt auseinander. Dabei verlor der General im entscheidenden Augenblick so sehr die Nerven, dass er es nur der Kaltblütigkeit seines Bruders Lucien zu verdanken hatte, dass die Situation gerettet wurde. Anschließend wurde der Rat der Alten gezwungen, das Direktorium zu beseitigen, während ein Teil der 500 zustimmte, dass die Gesetzgebende Versammlung vertagt wurde und der Rat der Alten eine provisorische Exekutivkommission, bestehend aus drei Mitgliedern, den "Konsuln", einsetzte. Außerdem wurden - auf Vorschlag der Konsuln - zwei Kommissionen gebildet, deren Aufgabe es sein sollte, eine Verfassungsänderung vorzunehmen.

General Bonaparte im Rat der 500 am VIII. Brumaire (09.11.1799), als er in einem Staatsstreich die Herrschaft des Direktoriums beseitigte. (Gemälde von François Bouchot, Nationalmuseum Versailles)

Quelle: www2.istp.org/StudentsCorner/StudentsCorner2002_2003/CM2Olivier/Napoleon/CoupDetat/Textes/CoupDetat.html

Unter der unmittelbaren Einwirkung Bonapartes ist dann gleich nach dem Staatsstreich in dem kurzen Zeitraum bis zum 1799 Frankreichs vierte Verfassung seit dem Ausbruch der Revolution ausgearbeitet worden. Sie war theoretisch auf dem Prinzip der Volkssouveränität aufgebaut, das durch allgemeines Wahlrecht und Plebiszit sogar bis zum äußersten durchgeführt erschien. In Wirklichkeit aber wurden mit Hilfe von "ingenieuses dispositions", das heißt mittels eines komplizierten Wahlverfahrens die demokratischen Einrichtungen wie Volksvertretung und Senat zu bloßen Scheininstitutionen abgeschwächt, und zwar zugunsten einer Militärdiktatur, eines autokratischen Cäsarismus.

Nach diesem System sollten - neben Staatsrat und Senat, deren Mitglieder die Regierung ernannte - zwei Kammern gewählt werden. Die Urwähler hatten aus ihrer Mitte Wahlmänner zu bestimmen, und diese wählten ihrerseits Notabeln, aus denen nach nochmaliger Auswahl die Delegierten in die beiden Kammern berufen werden sollten. Die eine, das Tribunat, hatte die Gesetzesvorlagen zu beraten, ohne darüber beschließen zu können. Die andere, der Gesetzgebende Körper, hatte ohne Debatte darüber abzustimmen. An der Spitze des Staates stand das Exekutivkollegium der drei Konsuln, das aber schon bald auf zwei Konsuln reduziert wurde. Jedoch hatte der zweite bzw. dritte Konsul de facto nur beratende Funktion, während der erste - Napoleon Bonaparte selbst - die ganze Fülle der Macht besaß. Denn dieser Erste Konsul - eine Art Präsident mit stärksten Exekutivbefugnissen - hatte zu repräsentieren, Gesetze und Staatsverträge zu erlassen bzw. abzuschließen und gleichzeitig auch die Mitkonsuln zu berufen und zu entlassen; seine Amtszeit betrug 10 Jahre. Schon kurze Zeit, nachdem Napoleon diese Verfassung durch das Volk hatte bestätigen lassen, setzte er insofern eine entscheidende Revision durch, als er sich im Jahre 1802 mittels eines Plebiszits, bei dem er mit dreieinhalb Millionen Ja- gegen nur wenige tausend Nein-Stimmen die überwältigende Mehrheit erhielt, zürn Konsul auf Lebenszeit wählen ließ; durch Senatsbeschluss vom 2. August 1802 wurde dieses Plebiszit rechtskräftig. Damit war gleichzeitig aber auch schon der Weg zur Monarchie beschritten.