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Einleitung

Länderübergreifende Fusionen großer Unternehmen sind in der heutigen Zeit keine Besonderheit mehr. Beispiele solcher Fusionen sind z. B. die Zusammenschlüsse von Daimler-Benz und Chrysler (1998), Thyssen und Krupp (1999), sowie die Fusion der Konzerne Mannesmann und Vodafone (2000). Deutsch-französische Fusionen (s. Beitrag Beitrag Froehly) waren z. B. im nuklearen Bereich Siemens und Framatome (1999), im Bereich Luft-Raumfahrt der Zusammenschluss von DASA und AerospatialeMatra zu EADS (1999) sowie die Fusion der beiden Chemiekonzerne Rhône-Poulenc und Hoechst zu Aventis (1999).

Es gibt verschiedene Gründe, die Unternehmen dazu bewegen, derartige "Elefantenhochzeiten" einzugehen:

  • Verbesserung oder Erhalt der eigenen Weltmarktposition
  • Erschließung neuer Absatzmärkte
  • Überwinden von Handelsbarrieren
  • Einstieg in neue Produktmärkte
  • Kostenersparnisse durch Synergieeffekte
  • Zugang zu Kompetenzen und Innovationen

Auch wenn eine Fusion aus Sicht der Unternehmen plausibel erscheint, sind insbesondere die ökonomischen und sozialen Folgen für die beteiligten Unternehmen, die Beschäftigten sowie die regionalen Verflechtungsstrukturen, problematisch. Das neugeschaffene Unternehmen ist bestrebt, so effizient wie möglich zu arbeiten und potenzielle Synergieeffekte zu nutzen. Kompetenzfelder werden zusammengelegt und Produktionstechniken restrukturiert, um letztendlich die Wertschöpfungskette optimal zu organisieren. So werden z.B. Forschungsabteilungen der fusionierenden Unternehmen zu einer zusammengefasst, was bedeutet, dass die anderen Abteilungen geschlossen werden. Oder es werden bestimmte Kompetenzfelder für die jeweiligen Abteilungen definiert, so dass die Standorte erhalten bleiben, sich jedoch das Aufgabengebiet ändert bzw. eingeschränkt wird. Beide Möglichkeiten bieten dem neuen Unternehmen Möglichkeiten ihre Innovationsfähigkeit auszubauen, da die zentralen Fähigkeiten auch räumlich zusammengefasst werden und somit der Austausch innerhalb der Forschungsgruppe nicht durch räumliche Barrieren behindert wird. Auch in den Bereichen Verwaltung und Produktion wird versucht Einsparungspotenziale zu nutzen, was letztlich zur Schließung oder Verlagerung von Produktionsanlagen führen kann.

Eine solche Reorganisation der Abläufe ist folglich meist auch mit einer Reorganisation des Personals verbunden. Nicht selten kommt es nach einer Fusion zu Entlassungen. Im schlimmsten Fall werden Standorte komplett geschlossen. Derartige Entscheidungen ziehen wieder Folgen nach sich, die vor allem das regionale Umfeld der Standorte betreffen. Als erstes werden hier meist die freiwerdenden Arbeitskräfte genannt. Wenn diese nicht entsprechend durch andere Unternehmen oder Industrien aufgefangen werden können, führt dies zu einer Erhöhung der regionalen Sozialausgaben und zu einem Rückgang der regionalen Kaufkraft. Von den Umstrukturierungen sind auch die regionalen Zuliefer- und Dienstleisterbetriebe betroffen, die aufgrund von Umsatzrückgängen auf die veränderten Bedingungen reagieren müssen. Dies führt nicht selten dazu, dass auch diese Unternehmen einen Restrukturierungsprozess durchlaufen und eventuell auch Arbeitskräfte freisetzen oder im schlimmsten Fall ihre Geschäfte aufgeben.

Durch die Fusion der Chemiekonzerne Hoechst und Rhône-Poulenc sind von den Auswirkungen sowohl Standorte in Deutschland als auch in Frankreich betroffen, sowie die weltweit ansässigen Verwaltungs-, Verkaufs-, Forschungs- und Produktionsanlagen. Der Hoechst-Konzern hatte seinen Stammsitz in Frankfurt/Main, wo sich auch der wichtigste Produktionsstandort des Unternehmens befand. Der Stammsitz des französische Chemiekonzern Rhône-Poulenc war in Paris. Die Produktionsstandorte waren, anders als bei Hoechst, über Frankreich verstreut mit Standortschwerpunkten in der Region Rhône-Alpes. Welche Folgen die Restrukturierungsprozesse der beiden Konzerne auf die jeweiligen Standortregionen hatten, muss noch näher untersucht werden.

Abbildung 1:

Produktions- und Verwaltungsstandort des ehemaligen Hoechst-Konzerns. Der Standort ist in einen Industriepark umgewandelt worden, auf dem heute schon mehr als 80 chemienahe Unternehmen ansässig sind. 

© Infraserv Höchst 

Abbildung 2:

Produktionsstandort La Roche-Roussillon des ehemaligen Chemiekonzerns Rhône-Poulenc

 

 

 

Aufnahme: Kappes 2004

In diesem Beitrag geht es in erster Linie darum, die Historie der Konzerne Hoechst und Rhône-Poulenc sowie ihre Fusion zu Aventis darzustellen. In einem ersten Schritt wird die Geschichte der Unternehmen seit ihrer Entstehung getrennt voneinander erläutert. Dabei wird sowohl auf die wichtigsten Produkte, ihre Auslandsaktivitäten sowie die vollzogenen Fusionen und Beteiligungen mit anderen Unternehmen als auch auf die Umbruchsphase eingegangen, die Mitte der 1990er Jahre bei beiden Unternehmen einsetzte. Darauf folgend wird der Fusionsprozess der Konzerne Rhône-Poulenc und Hoechst dargestellt. Abschließend wird die Entwicklung des durch die Fusion neu entstandene Unternehmens Aventis erläutert und ein Ausblick zur weiteren Entwicklung gegeben.

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