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Der preußische Kronprinz Friedrich schrieb am 12./14. September über die französischen Bemühungen, den Krieg fortzusetzen

"Französische Blätter erhalten wir nur spärlich; leider, denn gerade jetzt sind dieselben höchst interessant. Leugnen können sie nun die vollendeten Tatsachen nicht mehr, desto lebhafter aber wird stets die bevorstehende Verteidigung von Paris betont, die 300000 Mann - besser gesagt wohl Menschen - anvertraut werde. Auch soll man bei Tours und Lyon zwei Armeen bilden, denen es aber vor allem an Artillerie gebricht und deren Ersatz wohl ein mangelhaftes Flickwerk werden wird. Mich schaudert bei dem Gedanken, dass so viele unglückliche Gardes mobiles und Gardes nationales unseren wohlgeschulten, siegesfreudigen Soldaten entgegentreten sollen. Gewiss folgt ein guter Teil derselben dem Drange patriotischer Begeisterung; dies macht jene Leute aber nicht zu ausgebildeten Soldaten, vielmehr werden sie unbrauchbare Werkzeuge der am Tisch dekretierenden Verstockten und Verblendeten, welche den Krieg niemals zu sehen bekommen und jene Scharen zur Metzelei treiben. Es ist eine unerhörte Freveltat der Pariser Machthaber, nicht eingestehen zu wollen, dass Frankreich gegenwärtig so geschlagen ist, dass es den regelrechten Krieg nicht mehr fortführen kann."

(Kaiser Friedrich III. Das Kriegstagebuch von 1870/71. Hrsg. v. Heinrich Otto Meisner, Berlin/Leipzig 1926, S. 120)

Der General der Infanterie Hans von Kretschman schrieb seiner Frau am 30. November 1870 über die Kämpfe mit den neuaufgestellten französischen Armeen

"Es ist kläglich und unverantwortlich, eine solche Armee ins Feuer zu bringen. Die Leute haben keine Ahnung von Soldaten. In Montbarrais machte ein Jäger heute einen Hauptmann, einen Leutnant und 30 Mobilgarden mit den Waffen in der Hand gefangen. Die Artillerie schießt in alle Lüfte, sie trifft gar nichts. Kavallerie fehlt. Die Ausrüstung ist über die Begriffe schlecht. Genug, trotz aller Bravour, die ja den Franzosen nicht abzusprechen ist, kann diese Armee kaum Widerstand leisten."

(Kriegsbriefe aus den Jahren 1870/71 von Hans von Kretschman, hrsg. v. Lily Braun, Stuttgart 1904, 3. Aufl. S. 204)

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