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'Niedergang der traditionellen Branchen'
 
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Niedergang der traditionellen Branchen

Das wirtschaftliche Erbe des von Givors (im Osten) bis nach Unieux (im Westen) reichenden größten städtischen Ballungsgebiets und Industriereviers des Zentralmassivs hat sich als schwere Hypothek erwiesen: Alle wichtigen traditionellen Industriezweige (Steinkohlebergbau, Eisen- und Stahlindustrie, Rüstungs- sowie Textilindustrie) des Gebiets von Saint-Etienne gehören heute zu den typischen Problembranchen. Die renommierte Schwerindustrie und Metallverarbeitung in der "Stadt der Waffen und Fahrräder" erlebte wie die Posamenten- und Bandweberei einen starken Niedergang. Obwohl Saint-Etienne heute nicht mehr als Industriestadt gelten kann, leidet der Standort gleichwohl weiterhin unter dem investitionshemmenden Klischee des Altindustrieraumes - der ville noire. Verschiedene städtebauliche und andere Maßnahmen zielen darauf ab, ein neues Image aufzubauen. Der industrielle Niedergang spiegelt sich indirekt auch in der jüngsten demographischen Entwicklung wider: Als einziges Departement der Region verbuchte das Dept. Loire im Zeitraum 1990-1999 eine Bevölkerungsabnahme.

Zwar erlebte auch die Textilindustrie des Roannais und Haut-Beaujolais einen starken Rückgang der Betriebe und Beschäftigtenzahlen. Dank der Spezialisierung auf Frotteegewebe, Wirk- und Strickwaren und Konfektion konnte sich die Textilindustrie (38 % der industriellen Arbeitsplätze im Roannais) in jüngster Zeit jedoch einigermaßen behaupten. Wie in Saint-Etienne und Saint-Chamond (wo die Filiale des GIAT mit 700 Beschäftigten geschlossen werden soll) verstärkte sich die kritische Situation auf dem Arbeitsmarkt durch die Arbeitsplatzverluste in der Rüstungsindustrie (Arsenal). Auch in der Ardèche, wo die Textilindustrie seit dem ausgehenden 19. Jh. weit verbreitet war, erlebte diese Branche einen außerordentlichen Niedergang. Wie im Haut-Beaujolais, wo sich dank einer außergewöhnlichen unternehmerischen Dynamik ein kleiner Familienbetrieb zum größten europäischen Hersteller von Buntgeweben [1] entwickelte, gilt die abseitige Verkehrslage für eine wirtschaftliche Revitalisierung als ein Handikap. Bezeichnenderweise konnte sich aber auch hier ein Unternehmen (Chomarat Frères [2] ) behaupten, das sich auf die Herstellung technischer Textilien verlegte.

Diese Umstrukturierung, bei welcher das know-how der einheimischen Arbeitskräfte von erheblicher Bedeutung war, nämlich die Produktion von besonderen Geweben (z.B. aus Glasfibern) für den technischen Bedarf verschaffte der traditionell auf die Seidenverarbeitung orientierten Textilindustrie der Terres Froides (Bas-Dauphiné) sogar praktisch ein Monopol innerhalb Frankreichs.

In den Alpen leiden Maurienne, Tarentaise und Romanche, im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jh. blühende Standorte der Elektrochemie und Elektrometallurgie, zunehmend unter ihrer abseitigen Verkehrslage. Ihr einstiger komparativer Kostenvorteil, die lokale Hydroelektrizität, ist durch den modernen energiewirtschaftlichen Wandel nicht mehr von Bedeutung. Dies führte nach dem Zweiten Weltkrieg zur Stillegung zahlreicher Betriebe. Dort wo die traditionellen Branchen überleben, erfolgte eine Konzentration auf wenige größere Produktionsstätten, so beispielsweise bei der Aluminiumerzeugung (Pechiney-Gruppe) in Saint-Jean-de-Maurienne oder der Spezialstahlproduktion in Ugine. Latent von der Schließung bedroht sind vor allem einige umweltbelastende veraltete Betriebe. Gelungene Umstrukturierungen und Neuansiedlungen wie Métal-Temple (Renault-Gruppe) in Saint-Michel-de-Maurienne sind auch in den nördlichen Alpentälern eine Ausnahme. Hingegen konnten die Arbeitsplatzverluste im Kohlebergbau von La Mure in der Zeit von 1971 bis 1996 durch Neuansiedlungen einigermaßen ausgeglichen werden.

Abbildung 21:

Die Firma Rossignol in Voiron gehört heute weltweit zu den führenden Unternehmen für Wintersportausrüstung

 

 

Internet-Quelle

Mit der touristischen Erschließung der französischen Alpengebiete sowie der Expansion des Skisports hängt die Entwicklung zweier Unternehmen zusammen, die heute eine internationale Bedeutung besitzen: Die Firma Rossignol [3] (Voiron) ist Weltmarktführer bei Wintersportausrüstungen (24 % Anteil am Weltmarkt, 2002). Zu den weltweit führenden Herstellern von mechanischen Aufstiegshilfen (Seil- und Kabinenbahnen etc.) gehört das Unternehmen Pomagalski [4] (Voreppe).