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'Schauplätze der Revolution'
 
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Schauplätze der Revolution

Vorerst taten die Reiseberichterstatter das, was das Publikum zu Hause von ihnen zu Recht erwartete. Sie schilderten die Anders- und Neuartigkeit der politischen Vorgänge und Entscheidungsprozesse bzw. -träger. Das schuldete man zudem der Gattung des Reiseberichts. Dazu gehörte in der Regel eine ausführliche und anschauliche Beschreibung der Schauplätze der Revolution, vor allem der Nationalversammlung und des Jakobinerklubs. Kaum ein Beobachter, der nicht die Unruhe im Saal, die Geschäftigkeit der Deputierten und die verzweifelten Versuche des Präsidenten beschrieb, dem Redner Gehör zu verschaffen. Auch das parlamentarische Verfahren wurde geschildert mit den dabei verwandten neuen Begriffen. Das gilt besonders für die politischen Klubs, deren Arbeitsweise und Funktion dargestellt werden. Sie waren Zentren der politischen Meinungsbildung und Mobilisierung.

Debatte im Jakobinerklub über Frieden oder Krieg gegen Österreich und Preußen im Januar 1792.
Stich nach einer Zeichnung von Vilette (Bibliothèque nationale de France, Paris)

Quelle: de.encarta.msn.com/media_121618339_761557826_-1_1/Jakobinerklub.html

Dass dabei das vom Gedanken der Einheit und Ausgewogenheit bestimmte aufklärerische Politikverständnis mit der Wirklichkeit in Widerspruch geraten und die Wahrnehmung prägen konnte, zeigt die entschuldigende Erklärung Halems über den Jakobinerklub aus dem Jahre 1790. "Man tut dem Club unrecht, wenn man ihn eine Faction [1] nennt. Dass nicht Factieux darunter sind, die minder wahrer Eifer für das Wohl des Vaterlandes, als Geist der Intrige beseelt, möchte ich nicht leugnen. Aber der Geist des Clubs ist das wahrlich nicht, und nur selten entfernen ihn die Factieux auf Augenblicke von den Grundsätzen der Mäßigung. Am allerwenigsten heget er Propaganda-Ideen. Der große Zweck dieses und der affiliierten Clubs ist, ihre Mitbürger, die zu leicht in ihrem Eifer erkalten und glauben könnten, was gut ist, geht von selbst, in stete Aufmerksamkeit zu erhalten."

Alles musste erst einmal erläutert werden, denn was zu Beginn der Revolution geschrieben wurde, war "so unerprobt wie der Gegenstand der Darstellung und selber erst im Entstehen begriffen" (Günther).