French
German
 
Seite zur Sammlung hinzufügen
'Beziehungen der nationalen und regionalen Entscheidungsträger mit den europäischen Instanzen '
 
1 Seite(n) in der Sammlung
 
 
 
 
 

Sie sind hier: Deuframat > ... > 

Beziehungen der nationalen und regionalen Entscheidungsträger mit den europäischen Instanzen

Es liegt nahe, dass die Organisationsformen des Staates auf die Beziehungen zwischen den verschiedenen Entscheidungsebenen einen wichtigen Einfluss haben, ebenso wie die politische Konjunktur (zum Beispiel die wirtschaftliche Bedeutung der Länder oder deren Stellung auf der europäischen Bühne). Jedoch hat es sich gezeigt, dass diese Elemente weit davon entfernt waren, allein entscheidend gewesen zu sein. Vergleicht man Deutschland mit Frankreich, so stellt man, bei weitgehender Übereinstimmung der Wirtschaftssysteme, deutliche Unterschiede in der Unternehmensstruktur und -organisation fest. Von grundlegender Bedeutung ist die unterschiedliche Territorialstruktur mit einer schon alten föderativen Struktur in Deutschland, der in Frankreich traditionell eine zentralistische Struktur gegenübersteht. Die hier 1982 geschaffenen Regionen werden noch einige Jahre brauchen, um eine zufriedenstellende Aktionsfähigkeit zu erreichen. Es liegt somit nahe. dass der die Stahlkrise in den beiden Ländern mit sehr unterschiedlichen Mitteln bekämpft wurde.

In beiden Staaten besteht eine interventionistische Tradition, aber sie ist weder in den gleichen Bereichen wirksam noch stimmt sie in ihren Organisationsformen überein. Die wirtschaftliche Initiative wird in Deutschland völlig den Unternehmern überlassen. Interveniert der Staat, so erfolgt dies nur mit der Zustimmung aller betroffenen Unternehmen. Aber auch in Frankreich habe sich, allem Anschein zum Trotz, die Beziehungen zwischen Staat und Unternehmen weitgehend verändert: die Intervention von 1978, später die Nationalisierung, sind mit dem vollen Einverständnis der Unternehmer erfolgt, die auf diese Weise einen großen Teil ihres bedrohten Inventars vom Konkurs retten konnten.

Abbildung 16:

Die Organe der Europäischen Union. Die gemeinsame Politik Europas kollidiert auch heute noch in vielen Bereichen mit nationalstaatlichen Interessen und Bestimmungen

Internet-Quelle [1]

Auch im sozialen Bereich unterscheiden sich die Verhältnisse deutlich, etwa mit Blick auf die gewerkschaftliche Tradition in Deutschland, die weit mehr als in Frankreich entwickelt ist, und das nach dem Krieg entwickelte Modell der Mitbestimmung, das zutiefst in den ethischen Normen verankert war. Unter diesen Vorzeichen war die Bewältigung der humanen Folgen der Krise in beiden Ländern zutiefst verschieden.

Hinsichtlich der Beziehungen zu den europäischen Instanzen, insbesondere zu jenen der EGKS, der die Zuständigkeit für alle Bereiche der Stahlindustrie übertragen wurde, lagen die Positionen dichter beieinander. Das politische Gewicht Deutschlands und Frankreichs war hier eher ausgeglichen (trotz der Tatsache, dass die deutsche Produktion mehr als das Doppelte der französischen betrug), schließlich handelte es sich um die beiden Gründerländer, die Bauträger dieser Idee an der Basis. Gleichwohl belasteten nationale Besonderheiten immer wieder die Verhandlungen. Deutsche Delegationen funktionierten sehr viel anders als französische. Gleichwohl brauchten die Mitgliedsländer die Folgen dieser Unterschiede nicht zu befürchten und konnten stets der strikten Gleichbehandlung sicher sein (was innerhalb der Staaten hinsichtlich ihrer Regionen oder Länder beileibe nicht immer der Fall war).