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'Die Titelseiten der beiden großen "überregionalen" Tageszeitungen: LE FIGARO und die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG (FAZ)'
 
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Die Titelseiten der beiden großen "überregionalen" Tageszeitungen: LE FIGARO und die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG (FAZ)

Um eine Theorie über das allgemeine Erscheinungsbild der Tageszeitungen in Frankreich und Deutschland ableiten zu können, bietet es sich an, zwei spezifische Titelseiten zu untersuchen, die jene Charakteristika aufweisen, die sich auch bei den anderen "überregionalen" Tageszeitungen feststellen lassen. Da LE FIGARO und die FAZ eine ähnliche politische Position in der Presselandschaft vertreten und sich an vergleichbare gesellschaftliche Gruppen richten, liefern sie für einen Vergleich aussagekräftige Beispiele.

Beginnen wir mit der Titelseite des FIGARO: die obere Hälfte der Titelseite des FIGARO, die der potentielle Käufer am Kiosk und im Supermarkt sieht, ist klar und übersichtlich strukturiert. In diesem Teil befindet sich der Name der Tageszeitung in Großbuchstaben, die Aufmacher (Band mit drei Fotos und Titeln), welche drei wichtige Artikel mit Verweisen ankündigen, die Inhaltsübersicht der Zeitung in der oberen Hälfte des Kastens links und natürlich der Hauptartikel mit seiner Schlagzeile ganz oben. Dieser Artikel bildet den ersten Aufmacher.

Weiter unten kann der potenzielle Leser die Titel der zweiten und dritten Aufmacher sehen. Dies erregt seine Aufmerksamkeit ebenso wie der kleine Ausschnitt aus dem Foto, das neben der dritten Überschrift zu erkennen ist. Alle diese Elemente teilen dem potenziellen Leser in kürzester Zeit mit, was ihn im Inneren der Zeitung erwartet. Die Visualisierung der Inhalte auf der ersten Seite spielt für die französischen Tageszeitungen eine große Rolle. Aus diesem Grund benutzt LE FIGARO die Farbe Rot, um bestimmte Informationen herauszuheben, und stellt Fotos auf die erste Seite. Werbung darf auf ihr natürlich auch nicht fehlen.

Abbildung 1:

Die Titelseite des FIGARO vom 18.04.2002

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die immer im unteren Teil der Seite platzierte Werbung kann möglicherweise Leser anziehen, und sie bringt der Zeitung Geld ein, da die erste Seite eine "bevorzugte Werbefläche" darstellt, die besonders teuer ist. Am Seitenende, auf der Fläche, die man das rez-de-chaussée (Erdgeschoss) nennt, finden sich ferner eine ungewöhnliche Geschichte, die manchmal im Stil einer Chronik erzählt wird (es handelt sich um einen vollständigen, fett gedruckten Text), und der Anfang einer Analyse, also zwei Artikel, die Information und Meinung bieten. (LE FIGARO zeigt durch die Position dieser Texte auf der Titelseite, das er nicht nur Informationen über die Tagesereignisse anbietet, sondern auch eine Reflexion über die Hintergründe der Ereignisse.)

Um die Orientierung der französischen Tageszeitung besser zu verstehen, soll an erster Stelle die Titelei untersucht werden. Bereits die wichtigste Schlagzeile "Jospin en service minimum" zeigt, dass sich die Leser des FIGARO stärker für innerfranzösische Themen interessieren. (1) Der zweite Aufmacher betrifft ebenfalls Frankreich. Lediglich der dritte behandelt ein anderes Land.

Diese Gewohnheiten und Vorlieben haben sich im Laufe der Zeit kaum geändert. Abb. 6 (s.u. Abschnitt 3.4 [1] ) lässt höchstens eine Tendenz zu einem erweiterten Format des großen Fotos erkennen.

Betrachtet man die erste Seite der FAZ, fallen zunächst die Anhäufung von Texten (2) und das völlige Fehlen von Visualisierungen auf. Die Titelei ist viel kleiner als die des FIGARO, und es gibt kein Band mit Aufmachern. Dagegen erscheint der zweite Artikel fast vollständig im oberen Teil der Seite "über dem Knick". Der Zeitungsname sowie die Titel der Kommentare auf der rechten Seite in gotischer Schrifttype verweisen darauf, welche Bedeutung die Tradition für die Zeitung hat. Trotz einiger Querverweise am Ende mancher Artikel, bleibt das Fenster mit der Inhaltsübersicht auf der linken Seite das einzige Mittel, um sich als Leser bezüglich des Inhalts der Zeitung zu orientieren.

Abbildung 2:

Die Titelseite der FAZ vom 18. April 2001

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Hauptschlagzeile "Israel verstärkt den Druck auf die Palästinenser/ Teile des Gaza-Streifens besetzt"(3) weist darauf hin, dass die FAZ ihren Schwerpunkt auf die internationale Politik setzt wie praktisch alle "überregionalen" deutschen Tageszeitungen. (4)

Wir stellen also fest, dass die französischen Titelseiten größere Aufmerksamkeit erregen wollen als die deutschen, die eher nüchtern wirken. Dies soll jedoch nicht heißen, dass die französischen Zeitungen qualitativ schlechter sind als die deutschen, was bestimmt nicht der Fall ist. Studiert man die betreffenden Titelseiten, stellt man sofort eine gehobene Sprach- und Stilebene fest sowie eine große Informationsfülle. Die Schlagzeilen zielen auf eine eher intellektuelle Leserschaft ab, die sich für politische und wirtschaftliche Nachrichten interessiert, im Gegensatz zur Leserschaft der populären Massenblätter, von denen später die Rede sein wird. Wir werden Schritt für Schritt erkennen, weshalb sich die Erscheinungsform der französischen Titelseiten von derjenigen der deutschen unterscheidet.

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Anmerkungen

(1) Dans le paysage de la PQN, LE MONDE constitue la seule exception. Alors que les quotidiens se tournent - en ce qui concerne la une - vers des sujets nationaux, LE MONDE préfère orienter ses lecteurs vers une politique internationale, sans toutefois négliger les événements actuels les plus importants arrivés en France. 

(2) Dans les colonnes 2-4, on aperçoit trois entrées informatives (en allemand: Aufmacher) et, au rez-de-chaussée, deux filets et deux brèves (en all.: Meldungen). - La colonne 1 comprend une" brève vedette" (en all.: Spitzenmeldung, appelée aussi Eckenbrüller. "celui qui crie dans le coin "), la fenêtre (Inhaltskasten), les coordonnées les plus importantes et le code-barres (Strichkode). - Les colonnes 5 et 6 sont toujours réservées aux textes d'opinion signalés par des titres en lettres gothiques, les formes langagières des titres (id: un seul mot et une proposition interrogative) et, dans la cas de l'éditorial (Leitartikel), le nom de l'auteur. A vrai dire, la position fixe de ces textes sur la une constitue un indice supplémentaire de leur catégorie textuelle (cf. Grosse/ Seibold 1996, 30). Cette tentative de bien distinguer l'information de l'opinion s'observe encore aujourd'hui dans la grande majorité des quotidiens allemands. Par contre, la presse uniformisée du Troisième Reich ne voulait ou ne pouvait guère s'accorder à ce principe. C'est seulement après la Seconde Guerre mondiale que le modèle du journalisme anglo-américain ("Facts are sacred, but comments are free") a été adopté par les médias allemand: élèves dociles, à l'époque.

(3) Traduction: "Israël renforce la pression sur les Palestiniens - plusieurs parties de Gaza occupées".

(4) Les autres journaux "suprarégionaux" allemands du 18 avril 2001 - DIE WELT, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, FRANKFURTER RUNDSCHAU, TAZ - ont eu la même nouvelle comme titre principal, par contre en France, aucun journal ne l'a évoquée ce jour-là sur la tribune.

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