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'Vom deutsch-französischen Dialog zum europäischen Netzwerk audiovisueller Kreativität'
 
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Vom deutsch-französischen Dialog zum europäischen Netzwerk audiovisueller Kreativität

Seinen europäischen Auftrag will ARTE auch durch eine möglichst enge Zusammenarbeit mit Rundfunkanstalten anderer Länder erfüllen.

Die erste Phase der Internationalisierung in den Jahren 1991 bis 1998, - identisch mit der französischen Präsidentschaft bei ARTE -, war gekennzeichnet durch eine Politik der Ausdehnung im frankophonen und mediterranen Sprach- und Kulturraum. Nach der assoziierten Mitgliedschaft des frankophonen belgischen Fernsehens RTBF [1] im Jahre 1992 wurden Kooperationsvereinbarungen mit der italienischen RAI [2] und der spanischen TVE [3] geschlossen.

Die zweite Phase begann mit dem Interesse des polnischen Fernsehens an einer engen Zusammenarbeit mit ARTE. Im Januar 2001 trat das polnische Fernsehen TVP [4] als weiteres assoziiertes Mitglied von ARTE bei und liefert jährlich zwischen 25 und 35 Programmstunden zu. Damit öffnete sich die Chance, den audiovisuellen Dialog von West- und Südeuropa in den mitteleuropäischen Raum auszudehnen und die Partner einzubeziehen, die seit Mai 2004 zur Europäischen Gemeinschaft zählen. Der Zusammenarbeit mit diesen Ländern misst ARTE eine besondere Bedeutung bei – auch wenn diese Bemühungen vom Publikum in Deutschland und Frankreich nicht immer ausreichend honoriert werden. Denn Akzeptanz und Resonanz von Sendungen über die kulturellen und gesellschaftlichen Ereignisse und Entwicklungen jenseits von Oder und Neiße bleiben deutlich hinter der Bedeutung zurück, die diesen Ländern im Prozess des Zusammenwachsens in Europa zukommt.

Abbildung 7:

Mit ARTE sind seit der Gründung zahlreiche weitere europäische Fernsehsender assoziiert: RTBF im französischsprachigen Belgien, SRG SSR idée suisse [5] in der Schweiz, TVE in Spanien, TVP [6] in Polen, ORF [7] in Österreich, YLE in Finnland, NPS in den Niederlanden, BBC [8] in Großbritannien und SVT [9] in Schweden.

Internet-Quelle [10]

Als weiteres assoziiertes Mitglied ist der Österreichische Rundfunk ORF [11] Anfang des Jahres 2001 ARTE beigetreten. Das Schweizer Fernsehen, mit dem seit 1995 eine Vereinbarung über Koproduktionen besteht, wie die finnische YLE [12] sind ebenfalls an einer Intensivierung der Zusammenarbeit interessiert. Weitere Partner von ARTE sind das niederländische Kulturprogramm NPS [13] und das schwedische Fernsehen.

Auch wenn der Sendeanteil der internationalen Partner mit etwa 5 % am Gesamtprogramm von ARTE quantitativ eher bescheiden bleibt, fällt er mit Blick auf die Förderung der audiovisuellen Kreativität in Europa besonders ins Gewicht. Denn für viele Partner bietet die Zusammenarbeit mit ARTE auch eine Chance für die Produktion von thematisch schwierigen oder experimentellen Programmen. Hier entsteht ein Freiraum für eine audiovisuelle Kreativität, die ihre Kraft aus der jeweiligen kulturellen Verankerung schöpft und zugleich einen Beitrag zur kulturellen Vielfalt in Europa zu leisten vermag. Dieses Netzwerk europäischen Qualitätsfernsehens wird zunehmend von Autoren, Regisseuren und Produzenten geknüpft, die über die Arbeit mit und für ARTE zur Zusammenarbeit gefunden haben. So bilden sich im Umfeld von ARTE Werkstätten einer neuen, interkulturellen audiovisuellen Kreativität, die auch der jeweiligen nationalen Programmproduktion neue Impulse verleihen können.

Im Rückblick auf zehn Jahre deutsch-französische Programmarbeit und deren Resonanz bleibt aber auch festzuhalten, dass sich ein europäisches Publikum nicht „programmieren“ lässt. Gerade das Medium Fernsehen ist – auch und gerade dort, wo es die kulturellen Lebensformen widerspiegelt – Ausdruck und Abbild national-kultureller Gegebenheiten, auf deren Veränderung es nur sehr begrenzt Einfluss nehmen kann. Wer also über Fernsehen eine europäische Öffentlichkeit erreichen und zur Förderung europäischen Bewusstseins beitragen will, muss gerade die nationalkulturelle Kernsubstanz dieses Mediums akzeptieren. Aus dieser Substanz lassen sich die Themen und Erzählformen entwickeln und im stetigen Perspektivenwechsel so in Beziehung zu einander setzen, dass hieraus eine neue Form des interkulturellen Dialogs entsteht. Europäisch zu denken, zu produzieren, zu informieren oder Geschichten zu erzählen, schließt die Bereitschaft ein, ein Stück von sich selbst aufzugeben, um ein gemeinsames Neues zu schaffen. Nur wer in der Lage ist, sich selbst in Frage zu stellen, kann die Fragen und Antworten des anderen aufnehmen.