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Widerstand

Der Widerstand gegen das Naziregime und die Besatzer war überall greifbar, in unterschiedlichen Formen und mit wachsender Kraft. Führungspersönlichkeiten aller besetzten Länder riefen aus dem Exil zum Widerstand auf, so die Könige von Norwegen, der Niederlande, Griechenlands, Jugoslawiens, der abgesetzte Präsident der Tschechoslowakei Benesch, polnische Führungspolitiker aus ihrem Exil in Frankreich, später in England. Ein Teil der polnischen Armee verbündete sich mit der englischen Armee, ebenso wie Teile der norwegischen und der dänischen Flottenverbände. Neue Land-, See- und Luftstreitkräfte wurden Stück für Stück aus Freiwilligen aus den besetzten europäischen Ländern gebildet, zunächst in England, später auch in Russland, wie die französische Panzereinheit Normandie-Niemen.

Auszug aus der Rede General de Gaulles vom 18. Juni 1940:
"Cette guerre n'est pas limitée au territoire malheureux de notre pays. Cette guerre n'est pas tranchée par la bataille de France. Cette guerre est une guerre mondiale. Toutes les fautes, tous les retards, toutes les souffrances, n'empêchent pas qu'il y a, dans l'univers, tous les moyens pour écraser un jour nos ennemis. Foudroyés aujourd'hui par la force mécanique, nous pourrons vaincre dans l'avenir par une force mécanique supérieure. Le destin du monde est là. (…) Quoi qu'il arrive, la flamme de la résistance française ne doit pas s'éteindre et ne s'éteindra pas…"

Quelle Text: Dokument des Autors.
Quelle Bild: www.herodote.net/histoire06181.htm

Diese politischen und militärischen Aktivitäten bildeten die Grundlagen dessen, was man als "äußeren Widerstand" (Résistances extérieures [1] ) bezeichnet. In Frankreich hatte de Gaulle [2] bekanntlich hierzu schon am 18. Juni 1940 aufgerufen. Diese politischen und militärischen Aktivitäten bildeten die Grundlagen des Widerstandes von außen her (Résistances extérieures [3] ). Was Frankreich betrifft, so ist bekannt, dass de Gaulle [4] hierzu schon am 18. Juni 1940 aufgerufen hatte. Dies bedeutete die Geburtsstunde des "Freien Frankreich" (France libre [5] ), das sich dem aus seiner Sicht illegitimen Vichy widersetze und das sich, im Gegensatz zu jenem, allmählich zu einem demokratischen und republikanischen Staatsapparat formierte. Dieser bildete, nachdem er sich nach der Landung der Alliierten in Nordafrika in Algier eingerichtet hatte, die provisorische Regierung der französischen Republik (GPRF [6] ). Parallel hierzu formierte sich mit wachsender Bedeutung eine militärische Kampftruppe. Erste Erfolge verzeichnete sie unter Koenig in Bir Hakeim und im Marsch vom Tschad nach Libyen unter General Leclerc. Bis1943 vermehrte sich die Zahl dieser Truppe beständig durch den Zusammenschluss zahlreicher Verbündeter und die Mobilmachung in Algerien, was die Gründung der sog. "Ersten französischen Armee" (Première Armée française) unter dem Oberbefehl von General de Lattre de Tassigny [7] und der Umwandlung des Batallon Leclerc in die Zweite Panzereinheit (Deuxième division blindée) zur Folge hatte Beide waren an der Befreiung Frankreichs ebenso beteiligt wie an den endgültigen Siegen über Italien und das Nazireich.

Die Erklärung General de Gaulles an die Widerstandsbewegungen, erschienen in geheimen Pressemitteilungen (April - Juni 1942). Von de Gaulle im April 1942 verfasst gelangte sie durch Christian Pineau an die Widerstandsgruppen im besetzten Frankreich. Sie symbolisiert gleichsam die Verbindungen, die zwischen dem freien Frankreich und den Widerstandsbewegungen existierten.

Quelle: www.paris.fr/musees/memorial/documentation/concours/concours_dp_fiche10.htm

Gleichzeitig und unabhängig hiervon formierte sich auch die Widerstandsbewegung in Frankreich selbst, der "innere Widerstand" (Résistance intérieure). Sie manifestierte sich zunächst in Form von Einzelaktionen. Ab Sommer 1940 kam es zu Sabotageakten gegen Einrichtungen der Besatzer (vor allem gegen das Fernmeldenetz). Ab Herbst des gleichen Jahres befanden sich in großem Umfang in der besetzten Zone Flugblätter im Umlauf, die sich gleichermaßen gegen die Besatzer und gegen das Vichy-Regime richteten. Im Mai 1941 gründeten [8] die Kommunisten erstmals den sog. Front national de lutte pour l'indépendance de la France. Nach dem Angriff auf die Sowjetunion gingen sie zu bewaffneten Aktionen über, etwa durch Attentate auf Mitglieder der Besatzungsmacht (z.B. in der Metrostation Barbès in Paris, in Nantes, in Bordeaux). In der südlichen Zone formierten sich im gleichen Jahr Bewegungen wie Combat, Franc-Tireur, Libération. Hinzu kam die Agententätigkeit der réseaux de renseignement aus dem Untergrund im Dienst der Engländer und des Freien Frankreich.

Dieser Widerstand "der ersten Stunde" blieb gleichwohl die Sache einer kleinen Minderheit. Die öffentliche Meinung stand zunächst noch mehrheitlich hinter Pétain. Sie war gleichwohl auch gegen eine Zusammenarbeit mit den Deutschen, deren Niederlage herbeigesehnt wurde (wie aus den Berichten der Präfekten hervorgeht). Der Aufruf Pétains zur Kollaboration - nach seinem Treffen mit Hitler in Montoire [9] am 24. Oktober 1940 - entrüstete einen Teil der Öffentlichkeit. Die entwürdigende Politik des Vichy-Regimes trieb viele Oppositionelle direkt in die Arme der Gruppen, die das Regime von Beginn an ablehnte: zu den Kommunisten, die Befürworter der laizistischen Schule, die Freimaurer, Juden u.a.

Die ständig zunehmenden Beschlagnahmungen der Besatzer, insbesondere die Verpflichtungen zur Zwangsarbeit, hatten zur Folge, dass sich die Massen immer mehr von dem Vichy-Regime abwandten, das diesen Forderungen nachzugeben geneigt war. Die Besetzung ganz Frankreichs nach der Landung der Alliierten in Nordafrika im November 1942, denen die Kapitulation der deutschen Truppen vor Stalingrad folgte, bewirkten einen Stimmungsumschwung. Immer mehr ehemalige Vichy-Anhänger fielen von dem Regime ab und schlossen sich ab 1943 dem Widerstand an.

Die Verhaltensweisen der Franzosen in den beiden Zonen Frankreichs gemäß einer Synthese der Vichy-Regierung auf der Grundlage von Berichten der Präfekten (Anfang 1942):

zone libre (janvier 1942): "Les populations aspirent à ce que la paix revienne le plus tôt possible ce qui hâterait, d'après elles, le retour des prisonniers et la fin de leurs souffrances. L'opinion continue de souhaiter la défaite de l'Allemagne. Elle interprète les évènements qui se déroulent sur le front russe comme le premier signe d'un renversement de situation en faveur du bloc russo-américain."

zone occupée (février 1942): " A la fin de cet hiver qui a encore accru ses souffrances, on note un désarroi certain dans la population… Le chauffage, le ravitaillement, tous les problème multiples qui assaillent aujourd'hui avec une acuité particulière les classes moyennes et les ouvriers, constituent la préoccupation constante de chacun et prennent l'apparence d'une véritable obsession qui ne peut plus être considérée comme une manifestation d'égoïsme ou d'indifférence à l'égard e la Révolution nationale, mais comme une réaction physique devant les privations qui excèdent souvent la capacité d'endurance de ceux qui les subissent."

Quelle: Dokument des Autors

Wie die äußere Widerstandsbewegung entwickelte sich auch die innere weiter, wuchs an Stärke und Einfluss in der öffentlichen Meinung. Mit der Gründung des Comité National de la Résistance im April 1943 kam es zu einer Vereinigung der beiden Bewegungen. Das CNR unterstützte von Beginn an de Gaulle, den Befürworter der nationalen Unabhängigkeit - die er auch gegenüber den Alliierten forderte - im Gegensatz zu Giraud, sicherlich ein patriotischer General, der jedoch wenig Wert auf demokratische Strukturen legte, aber in Algier durch die Amerikaner unterstützt wurde. Entscheidend war, dass nunmehr die externe und die interne Widerstandsbewegung endgültig miteinander verknüpft waren.

Vergleichbare Aktionen und Entwicklungen des Widerstands waren nunmehr überall im besetzten Europa zu beobachten, freilich mit Varianten in Abhängigkeit von nationalen Gegebenheiten, die diese Bewegungen kennzeichneten. Der bewaffnete Widerstand formierte sich schon bald in gut organisierter Form in Jugoslawien, wo die Partisanen Titos sich mehr und mehr zu einer geheimen Armee entwickelten. Partisanen spielten auch in Polen und der Sowjetunion die wichtigste Rolle. Dort wurde der Partisanenkrieg hinter der Ostfront mit den Kampfhandlungen der regulären Armee koordiniert. In Frankreich und im restlichen Westeuropa, aber auch auf dem Balkan, wurden diese Aktivitäten durch alliierte Waffenlieferungen und Agententätigkeiten unterstützt. Auch hier kam es zu Kampfhandlungen mit Widerstandsgruppen, die sich in den Wald- und Gebüschlandschaften (frz. Maquis) versteckten und von hier aus eine Art Guerillakrieg gegen die Besatzer führten, der in dem Maße heftigere Formen annahm, wie die alliierte Front an Boden gewann.

Auch dann noch verband sich, wie schon zuvor, der militärische immer mit dem zivilen Widerstand. Diesem gelang es im Juni 1944 in Dänemerak sogar, durch einen Generalstreik die Repressionsmaßnahmen zu vereiteln, die der Besatzer geplant hatte. Überall beschränkte sich das Ziel der Widerstandsbewegungen nicht auf die Befreiung des Territoriums von der militärischen Besetzung, sondern erstreckte sich auf den Kampf gegen Faschismus und für Demokratie.

Die Unterdrückung der Widerstandsbewegung war gekennzeichnet von Maßnahmen, die im Widerspruch zum Kriegsrecht standen. So ordneten die Besatzer in Frankreich z. B. die Erschießung von Geiseln [10] an (wie etwa in Châteaubriant [11] im Oktober 1941). 1944 wurden auf Befehl der SS-Division Das Reich sämtliche Bewohner des Dörfchens Oradour-sur-Glane [12] in einem Massaker [13] umgebracht. Zahlreiche weitere Massaker und Gräueltaten wurden in Osteuropa und an der Ostfront verübt, wo die Härte der Kämpfe die Hassgefühle auf beiden Seiten schürten. Französische Kriegsgefangene waren entsetzte Zeugen der Unmenschlichkeiten der Wehrmacht gegenüber den sowjetischen Kriegsgefangenen, unter denen die Zahl der Todesopfer (57,5 %) die mit Abstand höchste Quote unter allen Kriegsgefangenen erreichte. Im Gegensatz dazu entgingen die westeuropäischen jüdischen Kriegsgefangenen dem Völkermord dank der Respektierung der Genfer Konvention.

Auf Befehl von SS-Obersturmbannführer August Dieckmann wurden fast sämtliche Bewohner des Dörfchens Oradour-sur-Glane (bei Limoges) in einem Massaker umgebracht. Während die Männer erschossen wurden, sperrten die SS-Soldaten Frauen und Kinder in die Dorfkirche ein, die sie anschließend in Brand steckten. Nach der Plünderung des Dorfs brannten sie es nieder. Insgesamt kamen bei dem Massaker 642 Dorfbewohner ums Leben, unter ihnen 245 Frauen und 207 Kinder.

Quelle: www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/oradour/

Die Kriegsgefangenen bezeugten aber auch, dass die deutsche Bevölkerung, die 1933 den Führer mehrheitlich an die Macht gebracht hatte, mitnichten einheitlich hinter ihm stand. Latent war immer eine anti-nazistische Opposition vorhanden. Sie verstärkte sich zunehmend als Reaktion auf die schicksalhaften Kriegsereignisse.

Eine deutsche Widerstandsbewegung war, wie bereits angedeutet, auch unter den Gefangenen in den Konzentrationslagern aufrecht erhalten worden. Französische Kriegsgefangene wurden Zeugen von Verhaftungen durch den Staatssicherheitsdienst (SD) von Arbeitern, Ingenieuren u.a., mit denen sie zusammengearbeitet hatten. Es kam auch vor, vor allem in Österreich, dass Kriegsgefangene, die der Résistance angehörten, Verbindungen zu einheimischen Widerstandskämpfern hatten.

Die Widerstandsbewegung in Deutschland, die sich von Beginn des Naziregimes an formierte, war sehr viel früher als anderswo Repressalien ausgesetzt. Besonders die Kommunisten wurden massenhaft zu Opfern. Dennoch waren sie auch noch während des Krieges im Reich präsent und organisierten Spionageringe, wie z. B. die berühmte Rote Kapelle [14] und die Berliner Gruppe um Schultze-Boysen/Harnack, bis hin zu geheimen Propagandaaktivitäten der Bewegung Freies Deutschland [15] innerhalb der Armee, namentlich nach der Niederlage von Stalingrad. In München fielen katholische Studentinnen und Studenten der Weißen Rose [16] dem Fallbeil der Nazi-Henker zum Opfer. Schließlich bezeugen das Militärkomplott und das missglückte Attentat auf Hitler vom 20. Juli [17] , dass sich inzwischen ein Teil der Armee von seiner langen Treue zum Regime losgesagt hatte.

In den Jahren 1942/43 verbreitete die Münchner Gruppe "Weiße Rose" sechs Flugblätter gegen das NS-Regime. Den Kern der Gruppe bildeten die Studenten Hans [18] und Sophie Scholl [19] , Alexander Schmorell (1917-1943), Christoph Probst (1919-1943), Willi Graf (1918-1943) und der Professor Kurt Huber (1893-1943). Am 18. Februar 1943 wurden die Geschwister Scholl in der Münchner Universität verhaftet. Sie wurden am 22. Februar vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und noch am selben Tag hingerichtet.

Quelle: www.dhm.de/lemo/html/nazi/widerstand/weisserose/