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'Deutsche und französische Kriegsziele'
 
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Deutsche und französische Kriegsziele

Hier sollten nicht nur deutsche und französische Kriegszielprogramme gegenübergestellt werden; darüber hinaus wäre es reizvoll, auch Interpretationen der deutschen Kriegsziele durch Franzosen (Zeitgenossen wie Nachgeborene) et vice versa bzw. zeitgenössische kritische Äußerungen über die Kriegsziele aus dem eigenen Lager bereit zu stellen.

Deutsche Kriegsziele [1] : Die Frage nach den deutschen Kriegsziele ist durch die Fischer-Kontroverse mächtig angefacht, gleichzeitig aber auch stark belastet worden. Es wird schwer angehen, die deutschen Kriegsziele allein unter Bezugnahme auf das sog. Septemberprogramm Bethmann Hollwegs vom 9. September 1914 darzustellen. Allerdings gibt es m. W. kein umfassend fixiertes (Regierungs-)Programm aus der Vorkriegszeit, das die deutschen Kriegsziele so geschlossen präsentieren würde wie das Septemberprogramm. An unterschiedlichen Stellen werden vom Kaiser, von Mitgliedern der Regierung, aber auch von Organisationen (z.B. dem Alldeutschen Verband [2] ) und von Einzelpersonen immer wieder einzelne Ziele genannt, die hier defensiv und dort offensiv bzw. präzis in Einzelheiten oder recht allgemein (z.B., dass man einen „Platz an der Sonne" anstrebe) formuliert sein konnten. Hier wird man überlegen müssen, wie umfangreich die Auswahl sein soll.

Es sollte überlegt werden, inwieweit auch die militärstrategischen und operativen Ziele hier zur Diskussion gestellt werden sollen. Wird dies bejaht, müsste hier der Schlieffen-Plan aus dem Jahr 1905 genannt werden. Wird dieser Plan im Geschichtsunterricht behandelt, dann ist dabei vor allem die vorsätzliche Verletzung der Neutralität Hollands, Luxemburgs und Belgiens - also ein Bruch des Völkerrechts - durch die Planer im deutschen Generalstab zu thematisieren. (Im Krieg selbst wurde dann tatsächlich "nur" die belgische Neutralität verletzt.)

Um die eigene (deutsche) Durchhaltebereitschaft zu erhöhen und den Hass auf Frankreichs zu schüren, werden die französischen Kriegsziele oft propagandistisch stark übertrieben (s. etwa die Postkarten „Wie unsere Feinde Deutschland aufteilen wollen!" und „Was unsere Feinde wollen und was sie haben!"). Andererseits hält man sich den Gegnern gegenüber für derart überlegen, dass man ihnen glaubt die deutschen Ziele oktroyieren zu können (s. die Landkarte auf der Postkarte „Im Krieg benahmt Ihr Euch wie's Vieh..." Die abgebildete Landkarte hat die Ziele des Alldeutschen Verbandes zur Grundlage). "Die Wacht am Rhein [3] ", also der Schutz der deutschen Westgrenze, war seit 100 Jahren vorrangiges deutsches Kriegsziel.

Französische Kriegsziele [4] : Gemeinsam mit seinen Verbündeten hat Frankreich von Beginn des Krieges an den totalen Sieg über Deutschland (und nicht etwa einen Verständigungsfrieden) als höchstes Kriegsziel proklamiert. Ein Separatfrieden eines der Verbündeten mit Deutschland wurde vertraglich zwischen den Verbündeten ausgeschlossen. Daneben war für Frankreich die Rückgewinnung Elsaß-Lothringens ein vorrangiges Kriegsziel. Eine Annexion des Saarlandes und ggf. auch eine Art Protektorat über deutsche Industriegebiete im Rheinland wurden von verschiedenen Kreisen in Frankreich erwogen, um die Wirtschaft Frankreichs zu stärken.

Quelle: Les affiches de la Grande Guerre; direction: Véronique Harel, Péronne 1998, S.102.

Interpretationen der Kriegsziele [5] : Interpretationen der deutschen Kriegsziele durch einen deutschen und einen französische Autor (Fritz Fischer und Georges-Henri Soutou) sollen die Beschäftigung mit diesem Gegenstand im Geschichtsunterricht insgesamt erleichtern und dort Ausgangspunkt zu einer kontroversen Diskussion dieses Sachverhaltes werden.