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'Erziehung, Globalisierung, Mondialisation'
 
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Erziehung, Globalisierung, Mondialisation

Man muss zunächst ,,Globalisierung" und Mondialisation unterscheiden. In der ganzen Welt spricht man von Globalisierung. In Frankreich benutzt man den Begriff Mondialisation, und erst seit kurzem beginnt man, das Wort "Globalisierung" zu verwenden. Auf der einen Seite ist diese Verwirrung zu bedauern: Die Globalisierung ist keine Mondialisation. Aber andererseits erlaubt die Existenz von zwei Wörtern, die Debatte voran zu bringen, indem man die Globalisierung von dem unterscheidet, was wirklich eine Mondialisation wäre.

C'est génial... Grâce à Internet le mouvement contre la mondialisation est devenu mondial !
Einfach genial... Dank des Internet ist die Globalisierungsbewegung wirklich global!








(Quelle: pagesperso-orange.fr/persodid/geo3.htm)

 

 

 

 

 

Die Globalisierung [1] ist keine Mondialisation [2] . Man konnte sogar sagen, sie sei das genaue Gegenteil einer Mondialisation. Die Globalisierung ist eine Vernetzung. In diesen Netzen gibt es starke Knoten, dominierende Durchgangspunkte, und es gibt bevorzugte Verbindungen zwischen diesen Punkten. Innerhalb dieser Netze zirkulieren Flüsse: von Geld, von Information, von Waren, von Bevölkerung. Die Territorien, denen es nicht gelingt, sich in der einen oder anderen Art in diesen Netzen zu manifestieren (zumindest als Rückzugsbasis, als Ruhepunkt), werden sich selbst überlassen oder ausgeplündert (der Inbegriff dieses Sich-Selbst-Überlassens und dieser Plünderung ist Afrika). Weit davon entfernt, eine Mondialisation zu sein, ist die Globalisierung ein selektiver Herrschaftsprozess. Sie interessiert sich nur für das, was Geld produzieren kann. Das Geld fungiert in der Tat, wie schon Marx erkannte, als ein universelles Äquivalent. Alles kann in finanziellen Begriffen taxiert werden, alles ist gegen Geld eintauschbar: das Wissen, die Kunst, bis hin zur persönlichen Intimsphäre, die dem Fernsehen preisgegeben oder dem Big Brother des Neoliberalismus ausgeliefert wird.

"L'Afrique dans la Mondialisation
- Les Africains! Qu'est-ce qu'ils apportent?
- Juste des assiettes pour demander de l'aide!"

"Afrika in der Globalisierung
- Die Afrikaner! Was bringen die denn ein? - Nur Teller, um um Hilfe zu bitten!"

Karikatur aus "Wagne.net - le service en ligne de l'Afrique qui bouge"
(Quelle: http://www.wagne.net/cartoon/ttafriactu.htm [3] )

Eine Mondialisation wäre eine ganz andere Angelegenheit: ein In-Wechselbeziehungen-, In-Austausch-Treten der verschiedenen Teile der Welt, eine Form der Universalisierung, der Bekräftigung der Solidarität innerhalb der menschlichen Gattung. So ist die Anti-Globalisierungs-Bewegung tatsächlich eine weltweite Bewegung geworden, die darauf abzielt, Solidarität aufzubauen. Es ist wichtig, von vornherein diesen Unterschied zwischen einer neo-liberalen Globalisierung und einer Mondialisation der Solidarität genau zu erläutern, um aus der irreführenden Debatte heraus zu kommen, die eine Entscheidung zwischen der Öffnung für das Andere oder der Rückbesinnung auf das eigene Viertel oder Dorf fordert. Die Bewegung gegen die Globalisierung ist keine Bewegung des Rückzugs auf sich selbst, es ist eine Bewegung der Öffnung in Richtung auf die anderen und der Bekräftigung der Solidarität.

Anti-Globalisierungs-
demonstration während des G8-Gipfels in Genua 2001



(Quelle: spiegel.de/politik/ausland/0,1518,grossbild-120350-146534,00.html, 01.06.2006)

 

 

Die Folge der Globalisierung ist eine zweifache, was die Kultur betrifft. Einerseits wird die Kultur zu einem Kulturprodukt, das auf einem Markt angeboten wird. Andererseits tendiert die Kultur dazu, völlig in der Freizeit aufzugehen, ja sogar in der Bedürfnisbefriedigung ohne eine Bedürfnisbearbeitung. Es genügt nicht, auf die Vorherrschaft der Kulturprodukte in englischer Sprache hinzuweisen, selbst wenn diese Vorherrschaft ziemlich real ist. Die Entwicklung ist radikaler: Das Buch droht angesichts des Bildes zu verschwinden, und, allgemeiner gesprochen, es droht das Reflexive sich angesichts des Unmittelbaren aufzulösen.

Die Konsequenz der Globalisierung in Hinblick auf die Erziehung ist das Aufkommen und die Entwicklung eines Marktes für Erziehungsgüter, der verstärkte Wettbewerb unter den Bildungseinrichtungen, einschließlich der öffentlichen Netzwerke, und an zahlreichen Orten die Zunahme der privaten Schulen, und mehr noch der privaten Universitäten. Das bedeutet nicht, dass diejenigen internationalen Institutionen, die die liberale Politik umsetzen (in der Erziehung sind das die Weltbank und hinter ihr der Internationale Währungsfond), beabsichtigen, die Erziehung zur Ganze dem Markt und den privaten Interessen auszuliefern. Diese Institutionen wissen, dass eine Grundbildung für alle sowohl unter dem Gesichtspunkt der Produktion als auch unter dem des Konsums notwendig ist, wie auch, um eine soziale Explosion zu vermeiden. Das vorherrschende Schema ist eher folgendermaßen: eine Grundbildung von vier oder fünf Jahren unter der Verantwortung des Staates und der wettbewerbsorientierte Markt für die sekundäre und weiterführende Erziehung und Bildung.