French
German
 
Seite zur Sammlung hinzufügen
'Die Zwischenkriegszeit: Pan-Europa und Briand-Memorandum'
 
1 Seite(n) in der Sammlung
 
 
 
 
 

Die Zwischenkriegszeit: Pan-Europa und Briand-Memorandum

In der Zwischenkriegszeit kam es erstmals zu grenzübergreifenden politischen Europabewegungen und zu einer französischen Initiative, der Europainitiative Aristide Briands [1] , die auf die Unterstützung des deutschen Außenministers Gustav Stresemann baute. Der Erste Weltkrieg hatte die sogenannte deutsch-französische Erbfeindschaft auf den Höhepunkt getrieben, aber zehn, elf Jahre nach dem Krieg war vielen Politikern bewusst, dass nur eine deutsch-französische Aussöhnung Europa aus seiner wirtschaftlichen und politischen prekären Lage herausführen würde. Dies scheiterte schnell an der Rechtswende der deutschen Regierungen nach Stresemanns Tod, etwas mehr als drei Jahre vor Hitlers Machtergreifung. Auch wenn manchmal behauptet wird, dass Briands Europainitiative und die Europabewegungen wie die Pan-Europabewegung Graf Coudenhove-Kalergis [2] gescheitert seien, war dies alles für den Beginn einer europäischen Einigung nach 1945 sehr wichtig. Denn im europäischen Widerstand während des Zweiten Weltkrieges wurde an die Europainitiativen der Zwischenkriegszeit angeknüpft.

Auf dem 33. Weltfriedenskongress 1924 in Berlin waren verschiedene Europainitiativen Gegenstand der Diskussion. Dabei warb Graf Richard N. Coudenhove-Kalergi (1894-1972) mit seinem "Paneuropäischen Manifest" für Paneuropa. 1925, auf dem Heidelberger Parteitag der SPD, erreichte deren linker Flügel die Aufnahme eines Artikels in das Parteiprogramm, dass Sozialdemokraten sich für eine "Europäische Wirtschaftsunion" als Weg in die Vereinigten Staaten von Europa einsetzten. Die Paneuropa-Union Coudenhove-Kalergis erreichte einige Tausend Mitglieder, darunter viel politische Prominenz. Mit Paneuropa-Kongressen, deren erster 1926 in Wien zusammentrat, einer Zeitschrift und Büchern sowie einem unermüdlichen Coudenhove-Kalergi hielt sich die Paneuropa-Union im öffentlichen Gespräch. Führende Politiker übernahmen eine Art Ehrenschutz, so Aristide Briand, der 1927 Ehrenpräsident der Paneuropa-Union wurde.


(Abb. und Text: W. Schmale)