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'Die Verwirklichung der Vernunft'
 
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Die Verwirklichung der Vernunft

Für die deutschen Intellektuellen bedeutete die Französische Revolution mit ihrer Menschenrechtserklärung und ihrem Verfassungswerk zunächst und vor allem die Verwirklichung der Philosophie. Der Ausbruch der Revolution war für sie nichts anderes als die praktische Bestätigung ihrer eigenen Erfahrungen und Denkformen, dass nämlich gesellschaftliche und politische Ordnungen nach Maßstäben der Vernunft und der rechtverstandenen Nützlichkeit organisiert und damit verbessert werden müssten und könnten. Dabei übertrugen sie ihren eigenen intellektuellen Emanzipationsprozess auf Politik und Gesellschaft. So schrieb Georg Forster Ende Juli 1789 aus Mainz: "Schön ist es aber zu sehen, was die Philosophie in den Köpfen gereift und dann im Staate zu Stande gebracht hat, ohne dass man ein Beispiel hätte, dass je eine so gänzliche Veränderung so wenig Blut und Verwüstung gekostet hätte. Also ist es doch der sicherste Weg, die Menschen über ihren wahren Vorteil und über ihre Rechte aufzuklären."

"La Déclaration des droits de l'homme", die "Erklärung der Menschenrechte" in Verbindung mit dem neuen Verfassungswerk bedeutete für die deutschen Intellektuellen vor allem eine Verwirklichung der Philosophie. Der Ausbruch der Revolution war für sie nichts anderes als die praktische Bestätigung ihrer eigenen Erfahrungen und Denkformen, dass nämlich gesellschaftliche und politische Ordnungen nach Maßstäben der Vernunft und der rechtverstandenen Nützlichkeit organisiert und damit verbessert werden müssten und könnten. (vgl. Text)

Quelle: www.histoire-image.org/site/etude_comp/etude_comp_detail.php

Ähnlich las sich das in Campes "Briefen aus Paris". "Das Bild einer frei gewordenen Nation war der köstlichste Moment seines Lebens"; überall fand er "die Wirkung des neuen Freiheitsgefühls auf die Veredelung der menschlichen Gemüter und Sitten." Aus der Betrachtung der französischen Staatsumwälzung zog er eine Gewissheit für das ganze Menschengeschlecht: "Alle Anstalten des Despotismus zur Unterdrückung der Vernunft sind jetzt umsonst, was sage ich, sie sind vielmehr gerade das wirksamste, gerade das unfehlbarste Beschleunigungsmittel, eine allgemeine Aufklärung zu verbreiten, den Despotismus zu stürzen und die Menschheit in die ihr geraubten Rechte um so viel schneller und gewisser wieder einzusetzen." Campe erklärte "das Wunder der Befreiung" mit dem "Aufstande der Volksmenge", die am 14. Juli 1789 nur "die Befreiung des Vaterlandes von dem unerträglichen Joche seiner Despoten" im Sinne gehabt hätte. Über die "Abscheulichkeiten der Umwälzung" tröstete er sich rasch hinweg. Das war um so leichter, als über die tatsächlichen Triebkräfte der Volksaufstände und der sich daraus entwickelnden Volksbewegung keiner der Revolutionsbeobachter eine klare Vorstellung hatte und man auch später die Sprengkraft der wirtschaftlichen und sozialen Probleme kaum wahrnahm.

Die Akteure der Revolution selbst, wie etwa Barnave [1] , wussten spätestens seit den Revolten des Oktober 1789, dass sich hier eine ganz andere Kraft mit uralten Vorstellungen und Triebkräften in den revolutionären Prozess hineindrängte und diesen weiter treiben würde. Die rein ideengeschichtliche Deutung der Revolution, wie sie die deutschen Intellektuellen mit vielen anderen Beobachtern teilten, sollte freilich dadurch bald auf eine harte Probe gestellt werden.

Am 7. Mai 1794 befasste sich Robespierre in einer Ansprache an den Konvent mit der Bedeutung von Religion und Moral. Das anschließend vom Konvent erlassene Dekret legte im Artikel 1 fest: "Das französische Volk erkennt die Existenz eines Höchsten Wesens und die Unsterblichkeit der Seele an." In die Reihe der nationalen Feste wurde nun jenes des Höchsten Wesens aufgenommen. Das Gemälde von P. A. Demachy zeigt das Fest des Höchsten Wesens am 8. Juni 1794.

Quelle: Bild [2] / Text [3]