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'Die territorialen Folgen der Reformen Diokletians und Konstantins'
 
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Die territorialen Folgen der Reformen Diokletians und Konstantins

Entscheidend ist hierbei, dass durch die Einteilung der römischen Verwaltungsbezirke für die Zukunft nachhaltige Strukturen geschaffen wurden, dies auch im Sinne regionaler Identitäten und kulturlandschaftlicher Veränderungen. Dies wird nach der Reform der Reichsregierung unter Diokletian [1] (284 - 305) und Konstantin [2] (306 - 337) noch deutlicher. Am Ende des 4. Jahrhunderts war das Römische Reich in mehrere Präfekturen (prefectura praetorio) aufgeteilt. Der praefectus praetorio Galliarum, zuständig für Gallien, Spanien und Britannien, hatte seinen Sitz in Trier, später in Arles. Ihm unterstanden vier "Diözesen", eine für Spanien, eine für Britannien und zwei für Gallien, das damit in eine nördliche und eine südliche Hälfte geteilt war: Die Diözese Galliae im engeren Sinne mit zehn Provinzen und der Hauptstadt Trier, sowie die zweite gallische Diözese, die der "Sieben Provinzen", mit Vienne als Hauptstadt. Hierzu schreibt K. F. Werner (1989, S. 252 ff.): "Die Historiker betonen übereinstimmend die Bedeutung der Zweiteilung Galliens in eine nördliche und südliche Hälfte. Die Trennungslinie folgte ungefähr dem Lauf der Loire von der Mündung bis in die Auvergne, wandte sich dann nach Nordosten bis an den Genfer See und erreichte dann in südöstlicher Richtung den Alpenhauptkamm. Diese Grenzziehung entsprach klimatischen Gegebenheiten und älteren Verwaltungstraditionen, bedeutsam wurde sie aber vor allem in der nachfolgenden Zeit. Noch im 9. Jahrhundert gebrauchten Bischöfe die Bezeichnung "Amtsbrüder der Sieben gallischen Provinzen", und auch die sprachliche Entwicklung wurde durch diese Grenze eindeutig beeinflußt. Die dauerhafte Verbindung der seit langem romanisierten Provinzen des Südostens mit Aquitanien verstärkte dessen römische Wesenszüge. Die schwerwiegenden Folgen der Niederlassung von Germanen in der Diözese Trier, schon lange vor der fränkischen Machtübernahme, vergrößerten noch den Unterschied zwischen der Lyonnaise (Lugdunensis, mit vier Provinzen der früheren Celtica) und der Belgica einerseits, dem Süden Galliens andererseits. Gewiß gab es aus vorrömischer Zeit unterschiedliche ethnische Grundlagen in den einzelnen Diözesen des Westens. Aber es ist doch eine verblüffende Feststellung, daß die spanische und britannische Diözese später Nationen entsprechen, während die gallischen Teile erst im 13. Jahrhundert zu einer echten politischen Einheit fanden und noch wesentlich später ihre sprachliche und kulturelle Zusammengehörigkeit erreichten (...)."

Abbildung 14:

Die Neuordnung des Römischen Reiches unter Diokletian und Konstantin (284-337 n. Chr.)

 


Quelle: © Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2001

Die Provinzen als eigentliche Keimzellen des regionalen Verwaltungsaufbaus in Gallien überlebten unmittelbar in der Kirchenorganisation und im Karolingerreich, das sich dieser bediente. Deshalb folgt hier ein auf das Wesentliche gekürztes Verzeichnis dieser Provinzen (jeweils mit der Hauptstadt und den übrigen civitates):

Provinz Civitates
Dioecesis Galliarum (Hauptstadt Trier)
Lugdunensis I Lyon, Autun, Langres
Lugdunensis II Rouen, Bayeux, Avranches, Evreux, Sées, Lisieux, Coutances
Lugdunensis III Tours, Le Mans, Rennes, Angers, Mantes, Corseul (Civitas Coriosolitum), Vannes, Carhaix (Civitas Ossismorum), Jublains
Lugdunensis IV Sens, Chartres, Auxerre, Troyes, Orléans, Paris, Meaux
Belgica I Trier, Metz, Toul, Verdun
Belgica II Reims, Soissons, Châlons-sur-Marne, Vermand (Civitas Veromanduorum), Arras, Cambrai, Tournai, Senlis, Beauvais, Amiens, Thérouanne, Boulogne-sur-Mer
Germania I Mainz, Straßburg, Speyer, Worms
Germania II Köln, Tongern (Civitas Tungrorum)
Maxima Sequanorum Besançon, Nyon, Avenches, Basel
Alpes Graieae et Poeninae Tarentaise Civitas Centronum (Moutiers-en-Tarentaise), Civitas Vallensium (Martigny-en-Valais)
Dioecesis Septem Provinciarum (Hauptstadt Vienne)
Viennensis Vienne, Genf, Grenoble, Alba, Die, Valence, Civitas Tricastinorum (Saint-Paul-Trois-Châteaux), Vaison, Carpentras, Avignon, Arles, Marseille
Aquitania I Bourges, Clermont, Rodez, Albi, Cahors, Limoges, Javols, Civitas Vellavorum (Saint-Paul-en-Velay)
Aquitania II Bordeaux, Agen, Angoulême, Poitiers, Périgueux
Novempopulana Eauze, Dax, Lectoure, Civitas Convenarum (Saint-Bertrand-de-Comminges), Civitas Consorannorum (Saint-Lizier-de-Couseans), Civitas Boatium (La Teste-de-Buch), Civitas Benarnensium (Lescar-en-Béarn), Civitas Aturensium (Aire-sur-Adour), Bazas, Tarbes, Oloron, Auch
Narbonensis I Narbonne, Toulouse, Béziers, Nîmes, Lodève
Narbonensis II Aix, Apt, Riez, Fréjus, Gap, Sisteron, Antibes
Alpes Maritimae Embrun, Digne, Chorges, Castellane, Sénez, Glandèves, Cimiez, Vence


Quelle: nach Werner 1989, S. 254-255. Vgl. auch Mirot 1948, S. 31-36

Abbildung 15:

Die Verwaltungsgliederung Galliens am Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr.

 

 

 

 

 

Internet-Quelle (08.10.2003)

Aus einem ehemaligen Teil der Germania superior [3] wurde die neue Provinz Maxima Sequanorum gebildet. Sie umfasste die Sequaner und Helvetier, ihre Hauptstadt wurde Besançon. Seit damals wurden die Provinzen nummeriert, und zwar nicht nur die Germania superior und inferior als Germania I und II, sondern auch die zur Verwaltungsvereinfachung unterteilten großen alten Provinzen: Die Belgica ergab Belgica I und II, die Aquitania entsprechend Aquitania I und II. Aus der Lugdunensis machte man zunächst Lugdunensis I und II mit den Hauptstädten Lyon und Rouen; später gab es dann sogar die Ludgnunensis I bis IV (Lyon, Rouen, Tours, Sens). Aus dem Nordteil der traditionsreichen Narbonensis wurde die Viennensis, aus dem Südteil die Narbonensis im engeren Sinne, die man dann nochmals unterteilte: zur Narbonensis I, dem künftigen Septimanien, gehörten das Languedoc und das Gebiet um Toulouse. Die Narbonensis II behielt die Bezeichnung "Provincia", das ist die heutige Provence. Das Beispiel belegt den tiefgreifenden Einfluss der großangelegten Verwaltungsreform auf die Gliederung der Provinzen, deren civitates von da an ganz auf die jeweilige Hauptstadt ausgerichtet waren. Damals wurden die Grenzen und Namen von französischen Provinzen festgelegt, die zum Teil noch heute bestehen und durch die Ausbildung geschlossener Regionen erkennbar geblieben sind.