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Gentrification am Beispiel des Pariser Stadtviertels Marais

Der Name "Marais" bezeichnet ursprünglich "Sumpfgebiet", feuchtes Gelände entlang des Seine-Flusses, auf dem die Besiedlung lange Zeit unterblieb. Seine Glanzzeit erlebte der Stadtteil, als Henry IV. im 16. Jh. seine Residenz an die heutige Place des Vosges [1] verlegte. Der Adel folgte bald und errichtete im Umkreis prächtige Stadtpaläste, die sogenannten Hôtels (z.B. Hôtel Carnavalet [2] ). Dabei wurden die vorhandenen Wohn- und Gewerbestrukturen verdrängt, doch bereits im 17. Jh. sollte der Niedergang des Nobelviertels einsetzen. Mit der Verlegung des Hofes nach Westen - zunächst in den Louvre, später nach Versailles - verlor das Marais auch seine Bedeutung als Wohnstandort des Adels. Die Palais verfielen, das Kleingewerbe, und mit ihm untere Bevölkerungsschichten, eroberte das Viertel zurück.
Der Abstieg des Marais sollte bis zum Ende der 1960er Jahre dauern, als nach einer Initiative von André Malraux rund um die Place des Vosges der erste Denkmalschutzsektor der Stadt ausgewiesen wurde. Ein junges, urbanes und zahlungskräftiges Publikum begann, die Potenziale des Viertels zunächst in Eigeninitiative, dann mit tatkräftiger Beteiligung von Spekulanten zu entdecken. Die Kleinwohnungen in den mittelalterlichen Häusern wurden in attraktive Luxusappartements umgebaut, Gastronomie und Nobelboutiquen folgten - und weniger zahlungskräftige Bewohner traten erneut den Weg in billigere Wohnquartiere an.

Nordseite der Place des Vosges (Photo: M. Paal 2001)
Altes Adelspalais im Marais mit dreiseitiger Umbauung eines Innenhofes und repräsentativem Einfahrtstor (Photo: M. Paal 2001)
Umstrukturierung des Einzelhandels durch gentrification - mittlerweile sind Luxusboutiquen in zahlreiche alte Läden des Viertels eingezogen (Photo: M. Paal 2001)