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'Die "Fränkischen Teilungen" und ihre Folgen'
 
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Die "Fränkischen Teilungen" und ihre Folgen

Unter Karl dem Großen hatte das karolingische Reich seine größte Ausdehnung erreicht. Für weite Teile Europas bedeutete dies eine Entwicklung, die in vergleichbaren Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen ihren Niederschlag fand.Dies sollte sich als Folge der sog. Fränkischen Teilungen ab Mitte des 9. Jahrhunderts rasch ändern.

Im Vertrag von Verdun [1] wurde im Jahre 843 das Fränkische Reich unter die drei Enkel Karls des Großen aufgeteilt.

  • Karl ("der Kahle") erhielt Westfranken, das später zu Frankreich werden sollte
  • Ludwig ("der Deutsche") erhielt Ostfranken, aus dem später Deutschland wurde
  • Lothar erhielt das Mittelreich, das spätere Lotharingien.

Abbildung 12:

 

 

 

 

 

 

Quelle: F. A. Brockhaus AG

Lothar vermochte es in der Folgezeit jedoch nicht, dieses Mittelreich, zu dem auch das Oberrheingebiet gehörte, zu festigen. So gelangte das Gebiet des Elsass bereits in den Verträgen von Meersen (870) und Ribémont (880) in den Besitz des Ostfränkischen Reiches. Fortan war es erneut ein Grenzland, nunmehr zwischen dem Ostfränkischen und dem Westfränkischen Reich. Diese Grenzfunktion gewann im 10. Jahrhundert an Bedeutung, als die Ottonischen Kaiser das Heilige Römische Reich gründeten, das sich zu den schärfsten Widersachern Frankreichs entwickeln sollte.Zwischen diesen Reichen behielt die Oberrheinregion ihre bedeutende Stellung als wichtige Verkehrsachse in der Nord-Süd Verbindung, gleichzeitig blieb es von Beginn an ein Konfliktraum in der Kontaktzone der beiden benachbarten Rivalen.
Eine vielleicht noch wichtigere Konsequenz der Teilung des Mittelreichs und seiner Zuordnung zum ostfränkischen Reich war die damit verbundene Integration in den "deutschen Kulturraum", soweit hiervon im Hochmittelalter bereits gesprochen werden kann. Während sich Karl in Westfranken für die Beibehaltung des Vulgärlateinischen entschieden hatte, bevorzugte Ludwig in Ostfranken die Beibehaltung des Deutschen als Volkssprache, auch wenn diese weit davon entfernt war, eine Einheitssprache zu sein.

Abbildung 13:

 

 

 

 

 

 

 

 

Internet-Quelle [2]

Das Lateinische lebte hier als "Kirchensprache" fort. Während sich in Westfranken aus dem Vulgärlateinischen heraus allmählich das Französische entwickelte, bildeten die germanischen Sprachen und Dialekte östlich des Rheins die Grundlage des Deutschen, dessen Vereinheitlichung freilich noch einige Jahrhunderte auf sich warten ließ. Die Entscheidung für diese Sprachenteilung des Fränkischen Reiches erfolgte in Straßburg bereits im Jahre 842, als Karl der Kahle (in althochdeutscher Sprache) und Ludwig der Deutsche (in altfranzösischer Sprache) einen Bündnisschwur leisteten, der als Straßburger Eide [3] in die Geschichte einging.
Eine dritte Konsequenz der Fränkischen Teilung ist wichtig: die Instabilität der innenpolitischen Strukturen. Das Ostfränkische Reich endete bereits im Jahre 911, als der erbenlose Ludwig IV. (das Kind) 18-jährig verstarb und die Macht an Konrad I., nach ihm dann an den Sachsen Heinrich I. überging. Das Westfränkische Reich schwächelte in seiner inneren Fragmentierung rund 150 Jahre dahin und endete schließlich 987 mit dem Tode Ludwigs V. Nach ihm übernahm Hugo Capet die Königskrone und begründete damit Frankreich als Nation. Dessen Territorium war freilich zunächst nur auf das Kerngebiet der Ile-de-France beschränkt.

Abbildung 14:

 

 

 

 

 

 

 

 

In diesen Wirren waren die Verhältnisse im ehemaligen Mittelreich ebenfalls sehr wechselhaft. Im Jahre 900 schlossen sich einige Fürsten Lotharingiens dem Ostreich an, 911 wandten sich die Lothringer dann aber wieder dem Westreich zu. Wenige Jahre später ging Heinrich I. einen Freundschaftsbund mit dem westfränkischen Karolinger Karl (dem Einfältigen) ein, der dabei das ostfränkische Königtum der Sachsen anerkannte. Am 7. November 921 schlossen sie auf einem Schiff, das in der Mitte des Rheins verankert war, einen Freundschaftsvertrag. Durch diese Ortswahl machten sie gleichsam deutlich, wo sie die Grenzen ihrer Reiche sahen. Als Karl jedoch bald darauf in Schwierigkeiten mit dem westfränkischen Adel geriet, nutzte Heinrich die Chance, Lotharingien wieder an das Ostreich zu ziehen und es damit für die folgenden Jahrhunderte dem ostfränkischen Reichsverband einzuverleiben.

Andererseits war Frankreich nach der Machtübernahme durch die Kapetinger bestrebt, seine Machtsphäre zu festigen und auszuweiten. In diesem Bestreben waren die Auseinandersetzungen mit den Engländern ein großes Problem, das letztlich im "Hundertjährigen Krieg [4] " zwischen diesen beiden Mächten seinen Niederschlag fand. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen stand Frankreich mehrfach am Abgrund, bevor es durch den heldenhaften Einsatz der Jungfrau von Orléans (Jeanne d'Arc) im Jahre 1429 gerettet werden konnte.

Konsequenz dieser politischen Wirren war, dass die französische Krondomäne sich nur langsam konsolidierte. Erst allmählich erfolgte eine Ausweitung, wobei ab dem frühen 14. Jahrhundert eine aggressive Expansionspolitik nach Osten in Richtung Rhône und Maas, später in Richtung Rhein einsetzte. 1444 wurden Lothringen und das Elsass erstmals von französischen Truppen [5] eingenommen.

Abbildung 15:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: F. A. Brockhaus AG