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'Das relative Scheitern der deutschen Offensive'
 
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Das relative Scheitern der deutschen Offensive

Am 4. August 1914 greift die deutsche Armee im Westen an, verletzt die belgische Neutralität, was Großbritannien zum Kriegseintritt veranlasst, und dringt in den Norden Frankreichs ein. Im Osten, gegenüber Russland, bleibt Deutschland wie vorgesehen in der Defensive. Fünf Wochen lang sind die Zeitungen gespickt mit Siegesmeldungen: Die deutsche Armee rückt in Richtung Paris vor, die französischen Streitkräfte stehen kurz vor dem Zusammenbruch. Im Osten verliert allerdings das verbündete Österreich zwei Drittel von Galizien, die Russen erobern Ostpreußen und bedrohen Königsberg.

Die Schlacht an der Marne, bei der die Deutschen scheitern, zerstört die Hoffnung auf einen schnellen Sieg im Westen.

Quelle: www.ac-versailles.fr/etabliss/clg-jaures-levallois/guerre/taximarne/les_taxis.htm

Der französische Gegenangriff an der Marne zerstört die Hoffnung auf einen schnellen Sieg im Westen; die Deutschen erfassen die Tragweite ihres relativen Scheiterns (ein Sieg für die Franzosen) nicht sofort, weil zwei positive Gegebenheiten vor Ort dies verschleiern: Im Westen sieht der Kriegsverlauf günstig aus, weil man auf französischem Boden kämpft; im Osten wird Ostpreußen durch den Sieg über die Russen bei Tannenberg [1] durch General Hindenburg befreit und das Kampfgebiet ins russische Polen verlagert. Der Held von Tannenberg, bald zum Generalfeldmarschall befördert, wird für die Deutschen "unser Hindenburg", seine Popularität überstrahlt die des Kaisers. In diesem Zusammenhang legt Reichskanzler Bethmann-Hollweg Kriegsziele vor, die Gebietsannexionen und ein im Osten wie Westen erweitertes Großdeutschland vorsehen. Auf Seiten der Entente und der neutralen Staaten wird Deutschland als Angreifer negativ wahrgenommen: Dazu tragen die Arroganz des Kaisers und der Generäle bei, die Missachtung des Völkerrechts ("das Stück Papier" laut Bethmann-Hollweg), die Kriegsverbrechen an Zivilisten, die in Nordfrankreich und Belgien willkürlich begangen werden. Die Deutschen, die doch so stolz auf ihre Kultur sind, führen sich wie Barbaren auf, die unwürdig sind, der zivilisierten Welt anzugehören.