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'Eine Erweiterung ohne Jubel im Westen'
 
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Eine Erweiterung ohne Jubel im Westen

Zwar ist Frankreich in den neuen EU-Mitgliedstaaten kein Zwerg. Fast überall ist das Land dritter oder vierter Investor, in Polen kann es sogar den Titel des größten Auslandsinvestors für sich beanspruchen. Große französische Projekte schießen aus dem Boden, wie die künftigen Peugeot-Werke in Trnava (Tyrnau) in der Slowakei und in Kolin (hier mit Toyota) in Böhmen. Strategisch erstrangige Coups wurden in Polen mit der Quasi-Übernahme der nationalen Telekom TPSA durch France Télécom, in Tschechien mit der Übernahme der zweitwichtigsten Bank (Komercni Banka) durch die Gruppe Société Générale gelandet. Das Prager Leitungswasser fließt nun französisch, und fast überall sind die Schwergewichte der französischen Wirtschaft in der ersten Reihe präsent : Veolia und Suez (Wasser), Dalkia (Heizkraft), Danone (Milch- und Süßwaren), Accor (Hotels), Carrefour [1] und E. Leclerc (Handel), Michelin und Faurecia (Automotive), EDF und GDF (Energie), L'Oréal (Kosmetik), Saint-Gobain (Glas und Keramik), Alcatel (Telekomausrüstungen), Bouygues, Vinci und Lafarge (Bauwirtschaft) und natürlich die Automobilkonzerne wie Renault, der mit seinen Stützpunkten aus kommunistischen Zeiten (Revoz in Slowenien, Dacia in Rumänien) wuchern kann.

Abbildung 1:

Peugeot-Autosalon in Trnava (Slovakei) 1999

 

 

 

Internet-Quelle

Die Aufstellung dieser Liste ist recht einfach, denn es treten immer wieder dieselben Akteure auf. Aber so massiv dieser Einsatz erscheinen und so beliebt er auch manchmal sein mag - so hört man zum Beispiel oft in Ungarn, dass die Franzosen mehr Verständnis für die Belange der Zulieferer vor Ort haben als die Deutschen und nicht so krampfhaft auf Lohn- und Kostenvorteile pochen -, so ist er mit dem deutschen Engagement im Osten nicht wirklich zu vergleichen. Die französische Wirtschaft hat sich im Osten nämlich sehr spät, oftmals zu spät engagiert. Aus Angst vor der großen Unbekannten haben die meisten Konzerne erst wenige Jahre vor der EU-Osterweiterung mit Investitionen begonnen. Die meisten Privatisierungsperlen waren aber schon längst vergeben. Es stellt sich daher die Frage, wie langfristig ein solches Engagement sein kann. Denn dieses ist bisher oft konjunkturell, als Begleitung des Aufbauprozesses im Osten bedingt - nach dem Motto: Solange es dort überdurchschnittliches Wachstum gibt, bleiben wir. Bleiben also nur diejenigen Franzosen dauerhaft im Osten, die "strukturell" engagiert sind, zum Beispiel in der Energieversorgung?