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'Perzeptionen und Strategien von Paris'
 
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Perzeptionen und Strategien von Paris

Im Rahmen einer extensiven Deutung eines Konzeptes der multipolaren Weltordnung könnten gewisse Kräfte in Paris nach wie vor geneigt sein, ein starkes Russland als potenzielles Gegengewicht zu den USA zu favorisieren. Diese Position spiegelt sich nicht nur in einer auf Russland fokussierten Haltung zum post-sowjetischen Raum wider (Ukraine-Frage), sondern zeigt sich auch in einer verhältnismäßig niedrig angelegten Messlatte für innenpolitische Reformen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, auf die Deutschland auf Grund ökonomischer Interessen starken Wert legt.

Aber angesichts einer Option, die dem strategisch-politischen Faktor Priorität gegenüber der wirtschaftlichen Dimension zu geben scheint, ist die Verschlechterung der franko-russischen Beziehungen auf Grund des Tschetschenien-Konfliktes nur als zynische Fußnote zu verstehen. Öffentlichkeitswirksame Kampagnen [1] von "Le Monde" und von französischen Intellektuellen (insbesondere die Tschetschenien-Reise des Philosophen André Glucksmann [2] ) haben daher einen realpolitischen französischen Ansatz zunächst verhindert und zu einem abgekühlten Verhältnis zwischen Paris und Moskau geführt.

Abbildung 3:

Am 16.12.1999 attackierte der französische Philosoph André Glucksmann auf einer Konferenz in Moskau unter dem Titel "Tschetschenien - die nicht gelernte Lektion [3] " die russische Führung, unter anderem mit der Frage: "Herr Putin, Sie glauben, dass wir falsch informiert sind, aber das sind wir nicht. (...)Während ich spreche, sterben in Grosny friedliche Menschen." (FAZ, 17.12.1999)

Internet-Quelle [4]

Frankreich konnte jedoch seine EU-Präsidentschaft nutzen, um verlorenes Terrain wieder gut zu machen und mit dem gemeinsamen Brief von Außenminister Hubert Védrine und Wirtschafts- und Finanzminister Laurent Fabius an die gemeinsame EU-Strategie vom Juni 1999 anknüpfen und guten Willen demonstrieren. Der EU-Russland-Gipfel vom 30.10.2000 in Paris hat es Paris erlaubt, die "europäische Karte" zu spielen und wichtige Argumente zum "Tschetschenien-Konflikt" anzusprechen. Die gemeinsame Erklärung [5] bestätigt die grundsätzliche Übereinstimmung zwischen der EU und Russland in den Fragen Energiepolitik, Beitritt Russlands zur WTO [6] , Nuklearsicherheit, EU-Osterweiterung sowie Bekämpfung des Terrorismus.