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'Die Europapolitik der Vierten Republik in Frankreich'
 
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Die Europapolitik der Vierten Republik in Frankreich

Es fehlte in Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg nicht an Politikern, die Europa wollten: nicht um seiner selbst willen, aber weil sie in einer zunehmenden politischen und wirtschaftlichen Integration Europas die bessere Möglichkeit sahen, Frankreich zu modernisieren und ihm einen hohen politischen Rang zu sichern. Neben Jean Monnet und Robert Schuman sind hier Hervé Alphand, auch Georges Bidault, der Zauderer, vor allem Guy Mollet, der Frankreich in die EWG führte, und selbst Pierre Mendès France zu nennen, unter dessen Ministerpräsidentschaft zwar die Nationalversammlung die Verträge zur Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) aufs Eis legte und damit verhinderte, der aber dennoch wichtige Weichenstellungen für das künftige Europa ermöglichte.

Robert Schuman (1886 - 1963) gilt als einer der Väter des modernen Europagedankens.

 

 

 

 

 




Internetquelle [1]

Der immer schnellere Zusammenbruch des Kolonialreiches und die offensichtlich immer größere Bereitschaft der französischen Politiker in den 1950er Jahren, der Einrichtung europäischer Institutionen zuzustimmen, die die nationale Souveränität tangierten oder, wie die EWG, den französischen Protektionismus infragestellten, hingen eng zusammen. Gérard Bossuat (Bossuat, Gérard: L'Europe des Français 1943-1959. La IVe République aux sources de l'Europe communautaire, Paris 1996), der die Europapolitik der IV. Republik genauestens und kritisch untersucht hat, unterstreicht die Bedeutung dieser äußeren globalen politischen Zwänge, die Frankreich zur Wegbereiterin der EU von heute machten. Aber hätte man wirklich völlig andere Motive erwarten können? Ging es in den anderen europäischen Ländern anders zu? Verfolgten sie nicht allesamt nationale Interessen, die den Zeitumständen entsprechend, das heißt nach dem Ende sich autark gerierender nationaler Imperien, nur im europäischen Verbund erreicht werden konnten? So sehr Frankreich die Schuld am Scheitern der EVG angelastet wurde, so sehr muss berücksichtigt werden, dass sich die Regierungen der IV. Republik fast immer sehr viel weiter in das Projekt einer europäischen Union hineinwagten als die französische Bevölkerung selbst, ihre politischen Parteien, Gewerkschaften und Arbeitgeber. Gerade der Eintritt in die EWG war gemessen an den innerfranzösischen Verhältnissen ein mutiger Schritt. (Text aus: W. Schmale: Geschichte Frankreichs (UTB), Stuttgart 2000, S. 383f.; mit freundlicher Genehmigung des Ulmer-Verlages Stuttgart)